Bratwurst, Bier und ein Fußballspiel seien laut Rauball seit Jahrzehnten eine Einheit, ein Kulturgut, gerade auch im Amateurfußball.

Hamburg. Liga-Präsident Reinhard Rauball hat sich erneut energisch gegen ein Bierwerbeverbot im Fußball ausgesprochen. «Für mich steht fest: Meine Kollegen aus der Liga und ich werden im DFB-Präsidium für eine Vertragsverlängerung mit Bitburger stimmen. Und ein Bierwerbeverbot in der Liga wird es auf keinen Fall geben», sagte Rauball dem Hamburger Abendblatt und fügte mit Verweis auf die jüngsten Aussagen des DFB-Präsidenten Theo Zwanziger hinzu: «Dies selbst auf die Gefahr hin, dass beide Verbände in dieser Frage unterschiedliche Positionen durchsetzen.»

«Bratwurst, Bier und ein Fußballspiel» seien seit Jahrzehnten «eine Einheit, ein Kulturgut, gerade auch im Amateurfußball. Wir müssen uns an der Lebenswirklichkeit orientieren. Und das Ganze ist auch eine grundsätzliche Frage. Was soll als nächstes kommen? Ein Werbeverbot für Coca-Cola und Nutella, weil es zu süß ist? Oder Fast Food, weil es dick machen kann? Ein Fußball-Verband sollte sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren und nicht versuchen, der Komplett-Reparaturbetrieb unserer Gesellschaft sein.»

Bei den jüngsten Attacken von Fans gegen Spieler, Trainer und andere Offizielle sieht Rauball allerdings eine «neue Dimension, die wir nicht hinnehmen dürfen. Jeder Spieler, Trainer oder Funktionär hat ein Recht darauf, dass seine Persönlichkeitsrechte gewahrt bleiben. So etwas dürfen wir nicht dulden.»

Man zahle nun den Preis für gesellschaftliche Entwicklungen in den vergangenen Jahrzehnten. «In Schule und in Erziehung wurden vor allem Werte wie persönliche Freiheitsentfaltung und Toleranz gepredigt. Wichtige Tugenden wie gegenseitige Achtung und Respekt vor dem anderen sind dabei auf der Strecke geblieben. Deshalb ist es auch so schwer, dieses Rad jetzt zurückzudrehen», sagte Rauball. Härtere Strafen seien kein geeignetes Mittel.

Generell sei das Fußball-Geschäft gnadenlos geworden. «Die Vereine verpflichten mehr Spieler als früher, setzen zudem verstärkt auf Talente aus der zweiten Mannschaft und der Jugend. Ein Profi, der sich noch soeben als Stammkraft wähnte, kann auf einmal durch den Rost fallen. Damit kommen manche nicht klar.»

Rauball beim Sportempfang im Rathaus

Reinhard Rauball hat beim Sportempfang im Hamburger Rathaus das Ehrenamt gewürdigt und die Politik zu einer besseren Unterstützung aufgerufen. „Es muss wieder mehr Nachhaltigkeit her. Wenn ich sehe, wie Spielstätten in ganz Deutschland verrotten und nicht mal mehr ein Farbstrich bezahlt wird“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Donnerstagabend vor rund 250 geladenen Gästen, darunter HSV-Clubchef Carl-Edgar Jarchow. „Nur ausbessern und mal hier und dort helfen, reicht nicht. Da müssen auch die Mittel bereitgestellt werden.“

In seiner halbstündigen Ansprache vor Funktionären, Politikern und Sportlern im Großen Festsaal würdigte Rauball alle ehrenamtlich Aktiven. „Der Sport funktioniert nicht mehr ohne Ehrenamt“, betonte Rauball, „früher schon nicht und heute noch viel weniger“.

Der Sport sei vielschichtiger geworden. Unverzichtbar für die Vermittlung von Werten seien die vielen Trainerinnen und Anleiter im Kinder- und Jugendbereich. „Wir sagen im Ruhrgebiet immer: So, wie er im Sport ist, so ist er auch im Leben“, betonte Rauball. Man könne den Stellenwert des Sports gar nicht hoch genug bewerten. „Es ist ausschließlich der Sport, der die Gesellschaft mit ihren Fliehkräften zusammenhalten kann“, meinte der Präsident von Borussia Dortmund.

Innensenator Michael Neumann warb dafür, Sportthemen nicht parteipolitisch zu diskutieren. „Mein Ziel ist die Entwicklung einer parteiübergreifenden Strategie für den Sport“, so der SPD-Politiker. Auch er dankte den Ehrenamtlichen für Engagement und Verlässlichkeit. (sid/abendblatt.de)