Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Im Sport wird gern und viel über Teamgeist geredet, die deutschen Volleyballerinnen haben jetzt bei der EM bewiesen, wie ein gelebtes Miteinander Erfolge zeitigen kann. Der zweite Platz ist das beste Ergebnis einer deutschen Volleyballmannschaft seit 1989. Dass es gegen Serbien nicht zum finalen Triumph reichte, mag dieser Historie geschuldet sein. Am Ende fehlte mancher Spielerin wohl doch jenes Quäntchen Überzeugung von den eigenen Fähigkeiten, das Sieger auszeichnet.

Welches Potenzial im deutschen Volleyball steckt, zeigten zuletzt die Beachvolleyballer. Die Berliner Brink/Reckermann wurden Welt- und Europameister, die Hamburgerinnen Goller/Ludwig zweimal Europameisterinnen. In der Halle dagegen bieten die zum größten Teil unterfinanzierten Bundesligaklubs Talenten selten das Niveau, um sich ihren Möglichkeiten entsprechend entwickeln zu können. Die beiden Nationalmannschaften rekrutieren sich deshalb hauptsächlich aus Spielern, die ihre Erfahrungen im Ausland sammel(te)n, wie die Hamburgerin Margareta Kozuch. Sie reifte nach ihrem Abschied vom TV Fischbek (heute VT Aurubis) in Italien und Russland zu einer Weltklasseangreiferin. In dieser Saison spielt sie in Polen.

Da schließt sich der Teufelskreis. Eine Kozuch könnte dem VT Aurubis jenes vermisste Gesicht geben, das die Klubs wie die Sportart für Sponsoren, Zuschauer und das Regionalfernsehen attraktiver macht. Gelingt es nicht, Spielerinnen wie sie in die Bundesliga zurückzuholen, bleibt zu befürchten, dass den Vereinen die Silbermedaille von Belgrad wenig nutzen wird.