Eine Ärztin erklärt, wie Sportler einem Burn-out vorbeugen

Hamburg. Stefanie Ehlers, 38, ist Oberärztin an der Schön-Klinik in Bad Bramstedt, einer Spezialeinrichtung, in der unter anderem das Burn-out-Syndrom und depressive Erkrankungen behandelt werden. Die Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie erklärt im Abendblatt die Mechanismen von Burn-out speziell im Bereich des Leistungssports.

Hamburger Abendblatt:

Frau Ehlers, sind Leistungssportler besonders anfällig für ein Burn-out-Syndrom?

Stefanie Ehlers:

Sicherlich bringen viele von ihnen wesentliche Voraussetzungen mit, die die Entstehung eines Burn-outs begünstigen können. So sind Profisportler in der Regel Menschen mit hoher innerer Motivation, einem hohen Anerkennungsbedürfnis und sehr hohen Ansprüchen an ihre eigene Leistung. Hinzu kommt, dass der Leistungssport ein Bereich ist, in dem die selbst gesteckten Ziele noch einmal speziell gefördert werden. All das kann einen Burn-out-Prozess in Gang bringen.

Welche Rolle spielt der öffentliche Erfolgsdruck für ein Burn-out?

Ehlers:

Drucksituationen werden von Sportlern und Athleten normalerweise nicht als negativ empfunden, sondern als eine Herausforderung, die positive Energien freisetzt. Diese Wahrnehmung kann sich allerdings qualitativ verändern, sodass beispielsweise eine Wettbewerbssituation zunehmend zur Belastung für einen Sportler wird. Wenn Sorgen ins Zentrum der Tätigkeit rücken und der Betroffene nicht mehr abschalten kann, ist dies ein deutliches Warnsignal für ein Burn-out-Syndrom.

Wie wichtig ist Prävention - etwa mithilfe eines Mentalcoaches?

Ehlers:

Präventive Maßnahmen können verhindern, dass sich ein Burn-out vollständig entwickelt. Dabei sind vier Elemente entscheidend: Die Regeneration und die eigenen Ansprüche müssen hinterfragt, die äußeren Bedingungen analysiert werden - z. B. der Konkurrenzkampf innerhalb eines Teams. Helfen kann es zudem, bestimmte Dinge wie etwa eine Serie an Niederlagen akzeptieren zu lernen. Für diese Ansatzpunkte gibt es verschiedene Methoden, um den Entwicklungsprozess eines Burn-outs aufzuhalten oder gar nicht erst entstehen zu lassen.

Wäre es sinnvoll, Mentalcoaching für Sportler verpflichtend zu machen?

Ehlers:

Man kann dies sicherlich grundlegend empfehlen. Es ist vielleicht ein Modell der Zukunft, dass sich Vereine nicht nur um den körperlichen Zustand ihrer Spieler kümmern, sondern auch um den psychischen. Alle Teams besitzen Physiotherapeuten, die körperliche Erschöpfungserscheinungen behandeln. Der psychische Bereich wird dabei häufig ausgeklammert. Insofern sollten Vereine prüfen, ob Mentaltraining vielleicht auch eine Bereicherung für ihre Arbeit sein kann.