Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Formel-1-Chefpromoter Bernie Ecclestone mag Sebastian Vettel. Als dieser unbekümmerte junge Mann aus Heppenheim vor ein paar Jahren den Grand-Prix-Zirkus aufmischte, war er genau die Figur, die der PS-Guru für sein Milliardengeschäft gebraucht hatte. Schnell, frisch, intelligent, modern und dann noch aus dem großen Werbemarkt Deutschland - ein junger Star, der sowohl die Älteren als auch die Internet-Generation anspricht. Nun ist dieser Vettel vielen zu schnell zu gut geworden. Wenn ein Rennfahrer schon fünf Rennen vor Saisonschluss Weltmeister werden kann, sind alle teuren Events zwischen Japan und Brasilien sportlich wertlos, mithin reine Schaufahrten.

Nur: Vettel kann man das nicht vorwerfen. Der deutsche Champion schickt sich an, in die überschaubare Riege der ganz großen Rennfahrer aufzusteigen. Ein Klub, dem Männer wie Fangio, Senna und Schumacher angehören. Vettel dominiert seinen Sport nach Belieben, er hat als einziger Fahrer alle möglichen Rennrunden zurückgelegt, die meisten an der Spitze des Feldes. Er hat gemeinsam mit dem genialen Konstrukteur Adrian Newey für Red Bull ein Paket geschnürt, das in dieser Konstellation auf jeder Strecke kaum schlagbar ist. Seine Siege, in dieser Saison schon acht an der Zahl, erscheinen fast schon selbstverständlich.

Aber sie sind es nicht. Vettel staubt seine Triumphe nicht ab, er kämpft um sie, wie zuletzt in Monza. Und er macht kaum mehr Fehler. Pech für die Konkurrenz: Siegesmüde ist so ein 24-Jähriger noch lange nicht.