Um seine Schiedsrichter zu schützen, hat sich die Handball-Bundesliga der Männer etwas einfallen lassen. Innerhalb von 48 Stunden nach einem Spiel ist es Vereinsoffiziellen neuerdings nicht gestattet, sich öffentlich über die Leistung der Unparteiischen zu äußern. Bei Zuwiderhandlung drohen bis zu 5000 Euro Bußgeld.

Dieser sogenannte Maulkorberlass sorgt in der Szene für Unmut. Und er ist das falsche Signal zum falschen Zeitpunkt. Wenn es aus der Kieler Bestechungsaffäre, die seit gestern vor Gericht verhandelt wird, schon jetzt eine Lehre gibt, dann diese: Je kritischer die Schiedsrichter gewürdigt werden, desto enger wird der Spielraum für mögliche Manipulationen.

Dem Gerichtsverfahren kommt in diesem Zusammenhang große Bedeutung zu. Die Bundesligahallen mögen immer noch gut gefüllt sein. Doch der Verdacht, dass der Handball nicht ganz sauber ist, hat sich seit dem Aufkommen der Vorwürfe vor zweieinhalb Jahren in vielen Köpfen festgesetzt. Sollte er sich nun vor Gericht erhärten, wäre das ein Rückschlag für die Glaubwürdigkeit der Branche.

Und doch sollte der Handball den Prozess als Chance begreifen, ist er doch ein klares Bekenntnis dazu, dass Betrug in diesem Spiel nicht geduldet wird. Die Frage ist nur, ob es den Beteiligten wirklich ernst damit ist. Der Deutsche Handball-Bund hat den früheren Schiedsrichter Bernd Ullrich, der vor zwei Jahren seine Karriere unter dem Eindruck eines dringenden Bestechungsverdachts beendet hat, kürzlich zum Leiter seines Nachwuchskaders gemacht.