Titelverteidiger gewinnt Lokalderby gegen Klipper 4:0 und geht als Tabellenführer ins nächste Derby

Hamburg. Es lief die Endphase der Bundesligapartie zwischen dem Klipper THC und dem Uhlenhorster HC, als Außergewöhnliches passierte. Im Anschluss an die erste und einzige Strafecke der Gastgeber musste Yvonne Frank zum ersten und einzigen Mal an diesem Sonntagnachmittag ihrem Job nachkommen. Die Nationaltorhüterin tat dies tadellos und konnte die letzten Minuten eines denkwürdigen Lokalderbys auf dieselbe Art und Weise verbringen wie die vorangegangenen 60 - als interessierte Zuschauerin.

4:0 gewann der deutsche Meister die einseitige Partie, und der Tabellenletzte hätte sich kaum beklagen können, wenn die Niederlage doppelt so hoch ausgefallen wäre. Es war eine Demonstration der Sonderklasse gewesen, die das junge UHC-Team auf den Kunstrasen am Eckerkamp gezaubert hatte, und wer geglaubt hatte, dass sich Yvonne Frank ob ihrer Beschäftigungslosigkeit gelangweilt hätte, der irrte. "Ich habe es genossen, den Mädels beim Spielen zuzuschauen", sagte die 31-Jährige. "Obwohl das heute eins der entspanntesten Spiele meiner Karriere war, bin ich mir sicher, dass schon bald wieder andere Spiele kommen."

Eins ist klar: Sollte das Team von Kais Al Saadi in der Form von Sonntag weiterspielen, müsste sich Frank auf viele arbeitsarme Auftritte einstellen. Dass es im Damenhockey jedoch von einem Tag auf den anderen Formschwankungen großer Bandbreite geben kann, war an diesem Wochenende zu besichtigen, als der UHC am Sonnabend beim Berliner HC mit 0:1 unterlag. Trainer Al Saadi konnte diesem Umstand jedoch Positives abgewinnen. "So eine Niederlage ist mal ganz gut, daraus lernen wir viel mehr als aus Siegen", sagte er. "Die Reaktion, die mein Team gezeigt hat, war genau die richtige Antwort."

Tatsächlich hatte der Titelverteidiger das Derby beim Europapokalteilnehmer Klipper von An- bis Abpfiff unter Kontrolle, es gab keinerlei Spannungsabfall. "Das war ein Klassenunterschied, den ich so deutlich nicht erwartet hätte", sagte Franks Nationalmannschaftskonkurrentin Kristina Reynolds, die eine höhere Klipper-Niederlage mit diversen Glanzparaden verhinderte. Die Tore von Marie Mävers (27./55.), Eileen Hoffmann (63.) und Julia Dudorov (69.) waren blitzsauber herausgespielt, und so konnte es sich der UHC erlauben, alle sechs Strafecken ungenutzt zu lassen. "Daran müssen wir ebenso arbeiten wie an unserem Verhalten bei Kontern, die wir noch zu überhastet vortragen", sagte Al Saadi.

Dass es am Sonntag (14.30 Uhr) im nächsten Derby gegen den Club an der Alster nun zu einem echten Topspiel kommt, ist auch Alsters Verdienst. Das Team von Jens George holte mit dem 1:1 gegen Klipper am Sonnabend (Tore: Maryna Vynohradova für Klipper und Lisa Parada) und einem 2:1 beim Berliner HC am Sonntag (Tore: Katharina Scholz und Tina Schütze) vier Punkte und ist mit acht Zählern unbesiegter Tabellenzweiter. Ob das allerdings reicht, um Yvonne Frank Arbeit zu bescheren, darf bezweifelt werden.