Philipp Lahm spricht in einem Interview über sein Verhältnis zu Michael Ballack, seine Rolle als Kapitän und seinen Bartwuchs.

München. Es ist noch nicht lange her, da sorgte Philipp Lahm mit der Veröffentlichung seines Buches "Der feine Unterschied" für Aufsehen. Nun meldet er sich in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Neon" (Oktober-Ausgabe) zu Wort.

In dem Interview spricht er unter anderem auch über Michael Ballack: "Mein Verhältnis zu Michael ist nicht so schlecht, wie viele glauben." Lahm wurde bei der WM 2010 in Südafrika von Bundestrainer Joachim Löw zunächst zum Vertreter des verletzten Ballack bestimmt. Nach dem Turnier ernannte Löw den Außenverteidiger zu dessen Nachfolger. In der Saison 2005/2006 spielten die beiden gemeinsam für die Bayern.

Die teils schweren Vorwürfe, wie etwa von Leverkusen-Sportdirektor Rudi Völler, Lahm habe Ballack durch eine Intrige um das Amt gebracht, ließ dieser nicht gelten: "Er war verletzt. Ich habe seinen Posten übernommen." Anschließend sei er gefragt worden, ob er weiterhin Kapitän bleiben wolle, darauf habe er nur ehrlich geantwortet: "Es wäre ein trauriges Signal für die Mannschaft gewesen, wenn ich gesagt hätte: 'Nee, ich will gar nicht mehr Kapitän sein - dass soll jemand anders machen.'"

Dass er in diesem Sommer seinen Urlaub in Griechendland im gleichen Hotel wie Löw verbracht hat, soll keine Absicht gewesen sein. "Zufall! Ich lag am Strand und sah plötzlich drei Meter vor mir den Bundestrainer. Wir haben kurz geredet." Einschränken ließ er sich durch die Anwesenheit von Löw offenbar nicht: "Wegen ihm habe ich mich an der Hotelbar auch nicht zurückgehalten."

Außerdem legte der Außenverteidiger in der Führungsspieler-Debatte mit dem früheren Bayern-Kapitän Oliver Kahn nach. "Ich sehe mich nicht als Chef. Ich sehe mich als Teil der Mannschaft. Gibt es beim FC Barcelona einen Chef? Nein. Die Zeit der Obermacker auf dem Platz ist vorbei", sagte Lahm. Er sei deshalb aber "kein Duckmäuser. Ich kann für Chefs durchaus anstrengend sein, weil ich immer meine Meinung sage. Mache ich ja auch in meinem Buch."

Nicht nur seinen Chefs, auch Mitspielern gegenbüber ist Lahm mitunter unbequem, nie aber herrisch. "Manchmal ermahne ich: 'Konzentrier dich!' Aber ich scheiße niemanden zusammen. Ich muss mit diesem Spieler ja noch bis zum Ende des Spiels zusammenspielen, wahrscheinlich bis zum Ende der Saison. Vielleicht noch ein paar Jahre", sagte er.

Zur Sprache kamen in dem Interview auch persönliche Dinge. Auf die Frage, ob er sich einen Bart wachsen lasse, um älter auszusehen, antwortete er: "Manchmal trage ich Bart. Manchmal kürzer, manchmal länger. Kein psychologischer Hintergrund." Auch gab er an, sich in der Schule an manchen Tagen gewünscht zu haben, 20 Zentimeter größer zu sein. Mitschüler hatten ihn aufgrund seiner geringen Körpergröße (heut 170 cm) früher "Fipsi" genannt. Heute dürfen ihn nur noch Familienmitglieder so nennen, erklärte er.

(sid/abendblatt.de)