Bundestrainer Dirk Bauermann hadert nach der Niederlage gegen Europameister Spanien mit den vielen Ballverlusten in der Schlussphase.

Vilnius. Dirk Bauermann blickte in der Pressekonferenz nach dem 68:77 am Mittwoch gegen Spanien intensiv auf das Scouting. Es ist der Zettel, auf dem alle wichtigen Statistiken im Basketball festgehalten werden. Der Bundestrainer der deutschen Basketballer schaute lange auf das Blatt Papier, fast so, als ob er die Zahlen darauf zurücknehmen könnte, wenn er sie richtig grimmig betrachtete.

Vor allem eine Zahl trieb Bauermann dicke Furchen auf die Stirn, die der Ballverluste nämlich. 16 dieser sogenannten Turnovers, darunter vier im Schlussviertel, waren es wohl, die der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft in Litauen gegen Spanien am Ende „nicht die Sensation brachten“, wie es der 53 Jahre alte Basketballcoach ausdrückte. „Sie haben uns um den Lohn unserer Arbeit gebracht“, fügte Bauermann hinzu.

Denn die Ausgangslage vor den letzten beiden Spielen gegen die Türkei (Freitag, 17 Uhr) und Litauen (Sonntag, 20 Uhr) könnte jetzt ungünstiger kaum sein. Die Mannschaft benötigt nun in jedem Fall zwei Siege, um ins Viertelfinale aufzusteigen. „Wir müssen jetzt alles oder nichts spielen“, sagte der NBA-Champion Dirk Nowitzki, der am Ende als bester deutscher Werfer auf 19 Punkte kam.

Deutschland spielte gegen den Titelverteidiger gut, mit viel Herz und Leidenschaft, das Team zeigte fast 35 Minuten die Qualität, die sich Bauermann von ihr zu Beginn des Turniers erhofft hatte. „Die Ballverluste tun uns deshalb besonders weh“, sagte der Bundestrainer.

Nach dem Korbleger von Heiko Schaffartzik lag die deutsche Mannschaft gegen den Topfavoriten auf den EM-Titel fünf Minuten vor der Schlusssirene nur noch drei Punkte zurück. 63:66 blinkte der Spielstand rot auf schwarz von der Anzeigetafel herab. „Wir hätten das Spiel heute gewinnen können, wenn wir am Ende unsere Würfe auch getroffen hätten“, haderte Spielmacher Schaffartzik, der rund 36 Minuten auf dem Parkett stand. „Aber wir haben wieder in den entscheidenden Momenten leichte Fehler gemacht“, sagte Nowitzki, der sogar noch zwei Minuten länger spielte.

Gegen die Spanier um den zweimaligen NBA-Champion Pau Gasol entschieden tatsächlich nur Kleinigkeiten. Beispielsweise unterliefen NBA-Profi Chris Kaman in der Schlussphase zwei Schrittfehler, weil er beim Auftakt zum Dribbeln das Prellen vergaß. In der NBA pfeifen die Schiedsrichter so etwas nicht ab, in Europa dagegen schon. „Wir machen ja die Fehler nicht mit Absicht“, nahm Bauermann Kaman, dem 15 Punkten gelangen, in Schutz.

Der Bundestrainer wollte sich mit dem Spiel gegen Spanien nicht lange aufhalten. „Wir nehmen viele gute Dinge mit, aber jetzt gilt es, den Fokus schon auf die Partie gegen die Türkei zu legen.“ Gegen die Mannschaft vom Bosporus gewann die deutsche Auswahl in diesem Sommer zweimal. „Wir kennen das Team gut“, sagt Nowitzki und fügte hinzu: „Jetzt müssen wir alles probieren, sie zu schlagen.“

Der 33 Jahre alte Würzburger will noch nicht daran denken, was kommt, sollte sich die deutsche Mannschaft nicht zumindest für das Olympia-Qualifikationsturnier im Juli nächsten Jahres qualifizieren. „Ich lege mich ungern fest und sage jetzt nicht: Das war's dann“, sagte Nowitzki im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwochausgabe) zu seiner Zukunft im Nationaltrikot. „Aber es sieht doch so aus, als ob es das dann für eine Weile war.“

Der NBA-Champion schloss nicht aus, sich als 37-Jähriger noch einmal das Trikot bei einer möglichen Heim-EM 2015 überzustreifen. Doch das ist im Moment für ihn noch viel zu weit weg. „Ich denke jetzt erst einmal an das nächste Spiel gegen die Türkei.“