Daegu. Ein kühles Blondes für die coole Blonde: Nach dem Gewinn der WM-Silbermedaille mit dem deutschen Rekord von 4,80 Metern freute sich Stabhochspringerin Martina Strutz auf ihr erstes Bier. Für die 29-Jährige aus Hagenow war die Leichtathletik-WM in Südkorea der vorläufige Höhepunkt einer Aschenputtelstory, in der aus dem einstigen Moppelchen, als das sie sich selbst beschreibt, eine kraftstrotzende Weltklasseathletin geworden ist. Nur die Brasilianerin Fabiana Murer verhinderte mit 4,85 Metern den goldenen Triumph der deutschen Meisterin.

"Das war der schwerste, beste und geilste Wettkampf meines Lebens. Als ich über die Latte geflogen bin, habe ich gedacht: Was ist denn hier los? Das Gefühl ist unbeschreiblich", sagte die Polizistin, die vor zwei Jahren dank einer Ernährungsumstellung zehn Kilo abgenommen hatte. Als ihr Silberrang feststand, ließ die Blondine mit den zahlreichen Tattoos ihren Gefühlen freien Lauf. Tränen der Freude liefen über ihr Gesicht, Tränen der Rührung flossen später, als im Live-Interview in der ARD ihr Trainer Thomas Schult telefonisch zugeschaltet wurde.

Die zweite deutsche Medaillenhoffnung Silke Spiegelburg erlebte dagegen einen schwarzen Tag. Die Leverkusenerin nahm keine Höhe im ersten Versuch und musste sich mit 4,65 Metern mit Rang neun begnügen. Einen Platz dahinter landete Kristina Gadschiew (Zweibrücken/4,55) als Zehnte. Keine Rolle spielte Weltrekordhalterin Jelena Isinbajewa. Die lange verletzte Russin belegte mit 4,65 Metern nur Rang sechs.

Im Siebenkampf gewann Jennifer Oeser nach furioser Aufholjagd Bronze hinter der Russin Tatjana Tschernowa und der Britin Jessica Ennis. Nach dem ersten Wettkampftag hatte die 27 Jahre alte Leverkusenerin als Sechste eine Medaille schon abgeschrieben. "Ich danke allen, die mir gestern in den Arsch getreten haben. Das habe ich gebraucht", sagte Oeser, "ich habe noch nie so um eine Medaille kämpfen müssen, deshalb ist Bronze Gold wert!" Lilli Schwarzkopf (Rhein-Wied) wurde Sechste, Julia Mächtig (Neubrandenburg) kam auf Rang 17.