Über Litauen nach London: Mit NBA-Superstar Dirk Nowitzki in ihren Reihen kämpft die deutsche Nationalmannschaft bei der Basketball-EM um das Ticket für die Olympischen Spiele. Mindestens Platz sechs muss bei der Endrunde her, sonst ist der Traum vorbei.

Siauliai. Das große Ziel heißt London, und Dirk Nowitzki ist der Schlüssel: Bei der Europameisterschaft in Litauen haben die deutschen Basketballer das Ticket für die Olympischen Spiele 2012 fest im Blick. Mit dem NBA-Champion in ihren Reihen darf sich die Mannschaft von Bundestrainer Dirk Bauermann Chancen ausrechnen, im Rennen um einen Startplatz bei den Sommerspielen ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Mindestens Platz sechs muss bei der Endrunde her, um ein zusätzliches Qualifikationsturnier zu erreichen.

Der Weg über Litauen nach London ist weit, in gleich zwei „Hammergruppen“ muss die deutsche Auswahl bestehen, um überhaupt eine Chance auf die Olympia-Teilnahme zu haben. Nowitzki bereitet sich auf einen harten Gang vor. „Da sind ganz schöne Brocken dabei“, sagte der Basketball-Weltstar mit Blick auf die Gegner. In Serbien, Frankreich und Italien warten schon in der Vorrunde drei echte Schwergewichte, dazu kommen Lettland und zum Auftakt am Mittwoch (20.00 Uhr MESZ/Sport1) Israel.

In der stark besetzten Sechsergruppe gilt es, drei Mannschaften hinter sich zu lassen, um den Sprung in die Zwischenrunde zu packen. Sollte dies gelingen, werden die Aufgaben natürlich nicht leichter: Bei normalem Turnierverlauf stehen auf dem Weg in die Finalrunde Duelle mit Titelverteidiger Spanien, Vizeweltmeister Türkei und Gastgeber Litauen auf dem Programm. Als „Mini-Europameisterschaft“ bezeichnet Bauermann die beiden Gruppenphasen.

Zum Einzug ins Viertelfinale müssen Nowitzki und Co. in der neu zusammengesetzten Sechsergruppe mindestens Vierter werden. Auf die Riesen des Deutschen Basketball Bundes (DBB) kommt im Baltikum also eine echte „Dirkules-Aufgabe“ zu, leichte Spiele wird es vom ersten Tag an nicht geben. Nowitzki ist solche Herausforderungen aus der NBA gewohnt und deshalb guter Dinge. „Ich glaube, dass wir einige Länder ärgern können“, sagte der 33-Jährige.

Einen Coup wie 1993, als der deutschen Mannschaft bei der Heim-EM der bislang einzige Titelgewinn bei einem großen Turnier gelang, kann sich Nowitzki allerdings nur schwer vorstellen. Die Goldmedaillen hängen bei der diesmal besonders stark besetzten Endrunde mit reichlich NBA-Prominenz besonders hoch. „Spanien ist mit Sicherheit der Topfavorit. Dahinter ist einiges drin“, glaubt der Würzburger. „Vom Europameistertitel zu sprechen, ist absolut übertrieben“, sagt Bauermann.

Schon der Finaleinzug wäre ein Riesenerfolg, schließlich könnte sich das DBB-Team auf diese Weise direkt für London qualifizieren. Doch so weit denkt Hoffnungsträger Nowitzki erst gar nicht, der Star der Dallas Mavericks backt zumindest vorerst lieber etwas kleinere Brötchen und will „unter die ersten Sechs kommen“. Auf der gleichen Wellenlänge funkt Chris Kaman. „Es ist unser aller Ziel, es nach London zu schaffen“, sagte der zweite NBA-Profi im deutschen Team. „Bis dahin ist es ein harter Weg. Wir dürfen uns in keinem Spiel einen Fehler erlauben“, weiß der Center der Los Angeles Clippers.

Die Mannschaft startet gut vorbereitet in die EM, zuletzt konnten die deutschen Korbjäger mit vier Länderspiel-Siegen in Serie überzeugen. Luft nach oben ist aber nach wie vor vorhanden. „Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen“, sagt Nowitzki. Doch der derzeitige Leistungsstand ist für den NBA-Star völlig normal: „Als Turniermannschaft muss man sich sowieso von Spiel zu Spiel steigern.“

Bei den beiden abschließenden Tests gegen Mazedonien hatte Nowitzki mit Knieproblemen zu kämpfen. Grund zur Sorge um den Schlüsselspieler gibt es aber nicht. „Wenn du 33 bist und so viele Spiele in den Knochen hast, zwickt es immer irgendwo“, so Bauermann. Auch Nowitzki selbst bleibt gelassen, mit seiner typischen Lockerheit will der Star auch bei der EM zum Erfolg kommen: „Ich versuche immer, meinen Spaß zu haben. Das soll auch in Litauen so sein.“