Deutsche Hockeyherren holen in einem mitreißenden Finale den Titel mit 4:2 gegen die Niederlande, Damen verlieren Endspiel 0:3

Mönchengladbach. Ländervergleiche zwischen den Niederlanden und Deutschland haben im Sport immer einen besonderen Reiz, nicht immer geht es dabei friedlich zu. Umso angenehmer war es zu sehen, dass Hockeyfans beider Nationen bei den Europameisterschaften im Warsteiner Hockey-Park gemeinsam ein Endspiel-Wochenende feiern konnten, das beste Werbung für ihren Sport geboten hatte und am Ende sogar beide Seiten zufriedenstellte. Denn während am Sonnabend die Oranje-Damen mit 3:0 die Nase vorn hatten, siegten am Sonntag die deutschen Herren mit 4:2.

Insbesondere das Herrenfinale war von technisch und athletisch derart hohem Niveau, dass die 9500 Zuschauer kaum einmal Gelegenheit hatten, die vom Dauerapplaudieren schmerzenden Hände in den Schoß zu legen. Angeführt vom überragenden Mittelfeldregisseur Moritz Fürste (Uhlenhorster HC), der zu Recht als bester Turnierspieler ausgezeichnet wurde, ging das Team von Bundestrainer Markus Weise vom Anpfiff an hohes Tempo und schnürte die gefährlichste Offensivmannschaft der EM (25 Tore in fünf Spielen) in ihrer Hälfte ein. Die Niederländer schafften es ihrerseits mit schnellen Attacken, die beste Defensive des Turniers (vier Gegentreffer in fünf Spielen) ein ums andere Mal in Verlegenheit zu bringen.

Nach Toren von Philipp Zeller (2., Köln), Fürste per Siebenmeter (32.), Florian Fuchs (42.) und Oliver Korn (68., beide Uhlenhorster HC) konnten die Deutschen jedoch insgesamt hochverdient ihren siebten EM-Titel feiern. Erstmals seit 2003 steht damit wieder eine Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) an der kontinentalen Spitze. Daraus eine Favoritenrolle für die Olympischen Sommerspiele 2012 in London abzuleiten, wäre aus Weises Sicht jedoch vermessen. "Wir haben ein starkes und vor allem konstantes Turnier gespielt, aber es liegt jetzt an den Spielern, diesen Titel nur als Zwischenschritt auf dem Weg zu Olympiagold zu betrachten. Nur wenn wir in den kommenden Monaten hart arbeiten, können wir in London eine gute Rolle spielen", sagte der Bundestrainer.

Seine Spieler wollten daran noch nicht denken. "Es war ein Finale auf unfassbar hohem Niveau, und ich habe noch nie in einem Team gespielt, das so geschlossen und diszipliniert seine Vorgaben umgesetzt hat", sagte Mittelfeldspieler Tobias Hauke vom Harvestehuder THC. "Die Olympiavorbereitung wird extrem hart, aber jetzt feiern wir erst einmal den Titel, den wir uns mit einer starken Kollektivleistung erarbeitet haben", sagte Kapitän Max Müller.

Am Sonnabend hatten die deutschen Damen verpasst, den zweiten Kontinentaltitel nach 2007 zu gewinnen. Im Finale waren sie Rekordeuropameister Niederlande kein ebenbürtiger Gegner. Tore von Marilyn Agliotti (8.), Ellen Hoog (24.) und Lidewij Welten (12.) waren der zählbare Ausweis der Überlegenheit, es hätten jedoch deutlich mehr sein können, wenn Yvonne Frank vom Uhlenhorster HC im deutschen Tor nicht einen starken Tag erwischt hätte. Zwar konnte man den Deutschen mangelnden Kampfgeist nicht vorwerfen, die taktischen Defizite und auch der athletische Rückstand waren unübersehbar. Weil auch die Strafecken-Verwertung eines Spitzenteams unwürdig war - allein drei von sechs Versuchen wurden von der ersten Rausläuferin abgefangen -, blieb es bei fruchtlosen Bemühungen. "Wir waren in allen Belangen nicht gut genug, um die Niederlande zu besiegen", sagte Bundestrainer Michael Behrmann, der auf dem Weg nach London harte Arbeit verrichten muss.

DHB-Präsident Stephan Abel hat bereits angekündigt, mehr Geld in die Jugendarbeit zu investieren, um eine breitere Auswahl an potenziellen Nationalspielerinnen zu schaffen. Sehr zufrieden zeigte sich die DHB-Spitze mit der Zahl von 45 000 Zuschauern an den acht Turniertagen und der Resonanz auf die Liveübertragungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Der WDR hatte mit der Vorrundenpartie der Herren gegen Spanien 600 000 Menschen und 6,8 Prozent Marktanteil erreicht. Für eine Randsportart wie Hockey ist das ein positives Zeichen und der Lohn für eine gelungene Heim-EM.