3:0-Sieg gegen England in Mönchengladbach nach einstündiger Regenunterbrechung. Frauen am Sonnabend im Endspiel gegen die Niederlande

Mönchengladbach. Der Sonnabend war schon fast angebrochen, als die deutschen Hockeyherren nach verrichtetem Tagewerk endlich jubeln durften. Um 22.04 Uhr war die Halbfinalpartie gegen England bei der EM in Mönchengladbach nach gespielten 46:49 Minuten und bei 1:0-Führung für Deutschland unterbrochen worden, da der Platz unter Wasser stand. 66 Minuten später hatten 50 freiwillige Helfer ihn jedoch ausreichend wiederhergestellt, sodass die Mannschaften zurückkamen und die restlichen 23 Minuten und elf Sekunden absolvieren konnten. Und das war gut so, denn das Team von Bundestrainer Markus Weise konnte die Führung noch ausbauen. Dank des 3:0-Erfolgs kommt es im Finale am Sonntag (15.30 Uhr/ARD) zum Klassiker gegen die Niederlande, die sich im ersten Halbfinale mit 4:2 gegen Belgien durchgesetzt hatten.

Auf dem vom Dauerregen durchweichten Kunstrasen im Warsteiner Hockey-Park entwickelte sich vor 7500 Fans in der ersten Viertelstunde ein taktisch geprägtes Abtasten zwischen den Schusskreisen. Die Briten standen sicher in der Abwehr und verzichteten zunächst auf ihre gefürchteten überfallartigen Offensivattacken. Das deutsche Mittelfeld, in dem besonders der zweikampfstarke Tobias Hauke vom Harvestehuder THC zu überzeugen wusste, erarbeitete sich eine optische Überlegenheit, ohne jedoch Torchancen kreieren zu können.

Das gelang erst, als Iain Mackay wegen einer Grünen Karte eine Zweiminutenstrafe absaß und Deutschland in Überzahl war. Die dadurch entblößte linke Außenbahn nutzte der Kölner Verteidiger Philipp Zeller für einen Vorstoß in den Schusskreis. Seinen Flachschuss fälschte Alastair Wilson unhaltbar für Keeper James Fair zur deutschen Führung ins lange Eck ab (16.). In der Folge spielte England, angetrieben von Kapitän Barry Middleton vom deutschen Meister Club an der Alster und Superstar Ashley Jackson, mutiger nach vorn und kam zu zwei guten Torchancen.

Auch nach der Unterbrechung blieb die Partie offen. Der Titelverteidiger, der die Deutschen im EM-Finale 2009 5:3 besiegt hatte, war allerdings erst geschlagen, als der Krefelder OskarDeecke neun Minuten vor dem Ende einen Abwehrfehler nutzte und den Ball per Schlagschuss im kurzen Torwarteck versenkte. Der Hamburger Oliver Korn vom Uhlenhorster HC sorgte in der 68. Minute endgültig für die Entscheidung. "Das war ein verrückter Abend. Jetzt freuen wir uns auf ein Finale gegen Holland", sagte Bundestrainer Weise.

Am heutigen Sonnabend (15 Uhr/ZDF) haben die deutschen Damen die Chance, den zweiten EM-Titel nach 2007 zu gewinnen. Durch ein 2:1 gegen Spanien hatten sie am Donnerstagabend den Einzug ins Endspiel geschafft, in dem ebenfalls die Niederlande warten. Wichtiger Nebeneffekt des Finaleinzugs war die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London, die die Herren bereits durch ihre Halbfinalteilnahme gesichert hatten. Am Abschneiden beim wichtigsten Sportereignis der Welt hängen für den Deutschen Hockey-Bund (DHB) die Fördergelder des Innenministeriums. In der Zielvereinbarung für das kommende Jahr sind zwei Medaillen im Hockey festgeschrieben worden, eine davon soll golden glänzen. "Natürlich ist das ein hoher Anspruch, aber jetzt haben wir die Chance, ihm gerecht zu werden, und dafür werden wir alles tun", sagte Damen-Bundestrainer Michael Behrmann.

Die Erleichterung, auf den Umweg über eins der drei Qualifikationsturniere im Frühjahr 2012 verzichten zu können, war Stephan Abel am Donnerstag kurz vor Mitternacht anzusehen. Der DHB-Präsident lobte seine Bundestrainer, die beide bis London 2012 unter Vertrag stehen, für ihre Arbeit, wohl wissend, dass die Vorbereitung auf Olympia nun optimal geplant werden kann. Die rund 130 000 Euro, die für Reisen nach Japan oder Chile, wo die Qualifikationsturniere stattfinden, hätten ausgegeben werden müssen, können nun in Trainingslager investiert werden. Zudem müssen die Nationalspieler nicht aus der Vorbereitung auf die Bundesliga-Rückrunde gerissen werden. "Wir können jetzt das Olympiajahr planen, und das gibt uns Freiräume", sagte Abel, der versprach, mehr Geld in die Juniorenteams zu investieren, um vor allem den Damen einen solideren Unterbau zu ermöglichen. "Wir müssen daran arbeiten, die Strukturen zu verbessern und die Leistungsdichte zu verbreitern", sagte Abel.

Zunächst einmal gilt die ganze Konzentration nun jedoch dem Finale gegen den Erzrivalen. Am Freitag stand für die Spielerinnen nur lockeres Auslaufen und Pflege auf dem Programm. Insgeheim hatten viele auf eine Halbfinal-Niederlage der Niederlande gegen England gehofft, um im Endspiel das 0:2 aus der Vorrunde tilgen und die schwarze Serie von acht Pleiten gegen die Britinnen in Folge stoppen zu können. "Andererseits wäre es auch toll, diese Serie bei Olympia in London zu beenden", sagte Behrmann.

Natascha Keller, die gegen Spanien das Siegtor erzielt hatte, freut sich auf die Herausforderung. "Europameister ist man erst, wenn man im Turnierverlauf Holland geschlagen hat", sagte die Rekord-Nationalspielerin vom Berliner HC, "und ich denke, dass wir eine gute Chance haben."