Der NBA-Champion lockt Zuschauer wie noch nie zu sechs Basketball-Länderspielen in Deutschland

Bremen. Die ersten Trainingswürfe machen Mut. Zehnmal tippelt Dirk Nowitzki auf die Dreipunkte-Linie zu, springt ein paar Zentimeter hoch, zielt, und zehnmal gibt es danach dieses satte Geräusch, wenn sich der Basketball für einen Moment im Netz des Korbes verfängt. Nowitzki lächelt.

"Ich bin noch nicht bei 100 Prozent", hat er gerade ein paar Minuten zuvor gesagt, als er nach seinem sportlichen Zustand gefragt wurde. Perfektion ist der Maßstab für Deutschlands besten Basketballer, und nach drei Wochen Training weiß er selbst am besten um seine körperlichen Defizite. Bis zum Beginn der Europameisterschaft am 31. August in Litauen will er jedoch in jener Form sein, mit der er die junge deutsche Mannschaft auf mindestens einen der ersten sechs Plätze im Turnier werfen kann. Dann hätte das Team im nächsten Sommer die letzte Chance, sich für die Olympischen Spiele in London zu qualifizieren. 2008 gelang vor Peking genau dieser Coup.

Drei Jahre sind seitdem vergangen, in denen Nowitzki, 33, nicht mehr für Deutschland gespielt hat. Daran muss er sich jetzt wieder gewöhnen, wie an seine vielen neuen, talentierten Mannschaftskameraden, "denen ich helfen möchte, das zu erleben, was immer mein Traum war: die Teilnahme an Olympischen Spielen". Heute Abend in der Bremen-Arena (19.45 Uhr, Sport1 live) folgt nach dem Turnier in Bamberg Teil vier des Findungsprozesses, der Test gegen Bosnien-Herzegowina. Die Halle ist mit 10 000 Zuschauern ausverkauft, wie alle, in denen Nowitzki in diesen Tagen auftritt. Das gab es in Deutschland noch nie.

Mehr als 50 000 Menschen werden am Ende die sechs Vorbereitungsspiele der deutschen Mannschaft mit ihrem NBA-Superstar live erlebt haben. Dass dieser mit den Dallas Mavericks vor zwei Monaten die nordamerikanische Vereinsmeisterschaft gewann, hat das Interesse an seiner Person noch einmal gesteigert. "Im Urlaub", berichtet Nowitzki, "bin ich am Strand alle fünf Minuten nach einem Foto gefragt worden." Er habe das dann "gern gemacht, weil ich ja diesen NBA-Titel unbedingt wollte. Und es doch schön, wenn sich auch andere Leute darüber freuen können". Diejenigen, die ihn nach seinem NBA-Triumph durch Deutschland begleiteten, erzählen von diesem beinahe kindlichen Erstaunen, mit dem Nowitzki auf die ihm allerorten entgegengebrachte Begeisterung reagierte.

"Dirk ist jemand, der sich nie wichtig nimmt, der bei allen seinen herausragenden Erfolgen immer bescheiden geblieben ist", sagt Bundestrainer Dirk Bauermann, einen besseren Teamplayer habe er nie kennengelernt. Als Nowitzki und Chris Kaman, 29, der Center von den Los Angeles Clippers, in der vergangenen Woche zur Mannschaft stießen, haben beide, so Bauermann, sofort alle Namen ihrer Mitspieler gewusst, obwohl sie den meisten vorher nie begegnet waren. Das kam an. "Vor einem Dirk Nowitzki hatte ich doch einen gewissen Respekt", sagt Robin Benzing, 22, "aber gleich beim ersten Zusammentreffen hat uns Dirk alle Scheu genommen. Seine Art ist einmalig."

Beim Abschlusstraining gestern Abend in der Bremen-Arena fiel Dirk Nowitzki dann auch in seiner langen gelben Hose und seinem langen gelben Shirt nicht besonders auf. Er scherzte wie alle anderen, er lachte wie alle anderen, er traf nur etwas öfter den Korb, weit öfter als alle anderen.