Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Dirk Nowitzki hat in seiner Laufbahn fast alle Ziele erreicht. Er holte Ende Juni mit den Dallas Mavericks den Titel in der NBA, der nordamerikanischen Basketball-Profiliga, und wurde als bester Spieler der Finalserie ausgezeichnet. Mit der deutschen Nationalmannschaft nahm er 2008 an Olympia teil, gewann 2005 EM-Silber und 2002 WM-Bronze. Mehr geht kaum, wenn man nicht im Basketball-Mutterland USA, sondern in der Diaspora Deutschland geboren ist. Noch einmal zu versuchen, seinen Sport hierzulande in seine Höhen zu führen, mag für Nowitzki der Impuls gewesen sein, sich mit einer ihm unbekannten jungen Mannschaft in das Abenteuer Europameisterschaft zu stürzen. Die meisten seiner Kollegen hätten sich nach der anstrengendsten Saison ihrer Karriere, dazu im vorgerückten Sportleralter von 33 Jahren, Sonderurlaub verordnet. Und niemand hätte es ihnen übel genommen.

Dirk Nowitzki hat einen Satz gesagt, mit dem er sich von denjenigen unterscheidet, die glauben, ein Star zu sein, aber die Konsequenz, die in dieser Rolle steckt, allzu oft ablehnen: Er könne doch seinen Mitstreitern nicht die vielleicht einmalige Chance nehmen, sich für Olympia zu qualifizieren. Mehr Verantwortung kann sich ein Mannschaftssportler nicht aufbürden.

Nowitzki weiß um diese Last, auch um die Risiken, mit einem Team zu scheitern, mit dem er zuvor nie zusammengespielt hat. In der Vergangenheit standen ihm langjährige Kumpels zur Seite. Diesmal ist es allein seine Mission. Dafür gebührt ihm großer Respekt - wieder einmal.