Britta Steffen zieht bei der Schwimm-WM die Konsequenzen aus Platz 16 im Vorlauf und verzichtet auf weitere Einsätze

Shanghai. In China hat Britta Steffen vor drei Jahren mit zwei olympischen Goldmedaillen in Peking ihren größten sportlichen Triumph gefeiert. In China erlebte die 27-Jährige gestern die größte Schlappe ihrer Karriere. Die Doppelweltmeisterin von 2009, die als größte deutsche Medaillenhoffnung zur WM nach Shanghai gefahren war, beendete ihren Auftritt nach einem einzigen Rennen.

Nach dem 16. Platz im Vorlauf über 100 Meter Freistil, mit dem sie sich gerade noch für das Halbfinale qualifiziert hätte, zog Britta Steffen eine überraschende Konsequenz aus dem ernüchternden Resultat: Sie wird bei dieser WM nicht mehr zu weiteren Rennen antreten. Damit ist die Hochrechnung des Deutschen Schwimm-Verbandes von sechs Medaillen bei den Becken-Wettbewerben Makulatur.

Ehe sie an der Seite ihres Partners, des zweimaligen Medaillengewinners Paul Biedermann, die Stätte ihres Scheiterns verließ, hatte sie am Beckenrand nach Erklärungen gesucht, aber keine gefunden. "Ich würde so gerne Antworten liefern, aber ich hab selber keine", sagte Steffen. "Ich habe alles gegeben, was drin war, es ging nicht mehr, leider." Freunde, Funktionäre und Zuschauer blieben ratlos zurück.

Vor der WM hatte die Berlinerin noch behauptet, sie sei gut in Form und "hundert Prozent fokussiert". Warum alles ganz anders kam, weiß sie nicht: "Ich bin zufrieden mit mir. Ich habe mich gestellt, habe nicht gesagt, ich bin krank. Niederlagen gehören zum Sport. Ich habe wahnsinnige Höhen erlebt, und jetzt bin ich eben mal abgetaucht. Es ist leider nicht meine WM."

Die Zeit von 54,86 Sekunden war in der Tat enttäuschend, sieben Zehntelsekunden über ihrer ohnehin nicht berauschenden Zeit bei den deutschen Meisterschaften Anfang Juni. Dass sie nun auch auf die Lagen-Staffel verzichtet, brachte ihr prompt Kritik ein. ARD-Expertin Franziska van Almsick monierte: "Ich hätte ein bisschen mehr erwartet, dass man als Frontfrau des Deutschen Schwimm-Verbandes Verantwortung übernimmt und sich im Zweifel die Beine herausreißt, noch mal alles gibt." Steffens Teamkollegin Daniela Schreiber ärgerte sich: "Von uns wird auch immer Teamgeist verlangt."

Leistungssportdirektor Lutz Buschkow allerdings sagte: "Man muss einen Sportler, der so gute Leistungen für den Deutschen Schwimm-Verband erbracht hat, an der Stelle auch ein bisschen schützen." Für Bundestrainer Dirk Lange wäre Steffen als drittbeste deutsche Schwimmerin über 100 Meter "für die Lagenstaffel gar nicht infrage gekommen".