Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Markus Deibler und Marco Di Carli, zwei Hoffnungsträger, scheiterten im Vorlauf, Britta Steffen, die zweimalige Olympiasiegerin, gab enttäuscht von ihrer Leistung vor dem Halbfinale auf. Deutschlands Schwimmer gehen bei den Weltmeisterschaften in Shanghai unter. Das schlechteste Abschneiden bei einer WM droht. Hoffnung auf Besserung ist für die letzten drei Wettkampftage nicht in Sicht. Die Mannschaft scheint nicht in Form - zum wiederholen Male bei internationalen Großereignissen.

Trainingssteuerung heißt die Kunst, die Sportlern ermöglicht, an einem bestimmten Tag, am besten dem des Endlaufs, ihr komplettes Leistungsvermögen abrufen zu können. Dafür müssen die Phasen der Be- und Entlastungen über Wochen und Monate präzise gewählt werden. Nur wer auf den Punkt fit ist, hat gegen die Besten der Welt noch eine Chance.

Die haben möglicherweise diesmal nicht die Trainer, sondern der Deutsche Schwimmverband vergeben. Der bestand auf Druck der Fernsehanstalten für die Austragung seiner Meisterschaften in Berlin, der einzigen WM-Qualifikation, auf einem Termin, den die Übungsleiter aus methodischen Gründen zuvor abgelehnt hatten. Nach den Titelkämpfen Anfang Juni, argumentierten sie, ließe sich bis Shanghai kein neuer Formaufbau leisten, andererseits sei die Zeit bis zur WM zu lang, um die Form der deutschen Meisterschaft zu konservieren. Ihr Vorschlag: früher oder später.

Dass die Interessen von Sportlern und Trainern in den Verbänden hintanstehen, ist bekannt. Dass später, wenn die Ergebnisse ausbleiben, auf diese mit Fingern gezeigt wird, auch. Die Schuldigen trifft es nicht immer.