Anders als seine Spieler mag der Trainer von Kamke und Reister direkte Tennisduelle der beiden

Hamburg. Wochen wie diese, könnte man meinen, müssten genau nach dem Geschmack von Ralph Grambow sein. Der 32-Jährige ist Trainer von Tobias Kamke und Julian Reister. 35 Wochen im Jahr reist er mit den Tennisprofis um die Welt, und weil sie selten bei denselben Turnieren aufschlagen und dann auch noch, wie heute am Rothenbaum, gemeinsam im Achtelfinale stehen, hätte man erwartet, dass der gebürtige Lübecker das Heimspiel in Hamburg fast so sehr genießen kann wie seine Jungs.

Weit gefehlt: "Wir verstehen uns zu dritt super und haben viel Spaß", sagt Grambow, "aber mir fällt es trotzdem leichter, nur einen zu betreuen, denn nach zwei Matches an einem Tag ist man mental platt." Dieses Gefühl wird den Coach auch heute Abend im Turnierhotel wieder übermannen, wo er mit Reister, der auf den Russen Michail Juschni trifft, und Kamke, der den Kroaten Marin Cilic ausschalten muss, wohnt. Natürlich hofft er, dass sich Müdigkeit wieder mit Zufriedenheit paart wie schon am Montag und Dienstag, als seine Schützlinge im Gleichschritt durch die ersten Runden marschierten.

Grambow, der in Köln an der Sporthochschule sein Diplom machte und dort auch mit seiner Freundin lebt, übernahm die Trainerarbeit mit dem Reinbeker Reister Anfang 2009 bei einem Turnier in Nußloch, wo sie gemeinsam fürs Doppel gemeldet hatten. Seine Einzelkarriere, die ihn unter die besten 500 der Welt geführt hatte, hatte Grambow nach einer zehnmonatigen Verletzungspause bereits abgehakt. "Ich habe Julian zum Spaß angeboten, ihn zu coachen", erinnert er sich. Reister gewann das Turnier ohne Satzverlust, also machten sie gemeinsam weiter. Nachdem sich Kamke zwei Monate später von Ulf Fischer trennte, übernahm Grambow auch den Lübecker.

Damals standen die heute 25-Jährigen in der Weltrangliste zwischen 270 und 300, zum Ende dieser Saison sind für Kamke (Nr. 90) die Top 50, für Reister (Nr. 155) die Top 100 das Ziel. "Ich will den Jungs helfen, ihr Tennis zu verbessern", sagt Grambow. Für ihre Zusammenarbeit existiert nur eine Regel: Grand-Slam-Turniere haben Vorrang, dort ist Betreuung garantiert. Ansonsten wird individuell geplant, jeder hat Anrecht auf 20 Wochen mit Grambow.

Derjenige, der allein unterwegs ist, telefoniert vor jedem Match mit dem Coach, der versucht, die Partien im Internet zu verfolgen. Reister bevorzugt Sandplätze, Kamke fühlt sich auf Hartplätzen wohler. "Wir versuchen die Highlights so zu planen, dass beide optimal spielen können", sagt Grambow, der den Kumpels hohen Trainingsfleiß attestiert. "Sie ziehen sehr gut mit", sagt er. In den Hintern treten müsse er keinem von beiden. "Sie sehen ja, dass sich unsere harte Arbeit Stück für Stück auszahlt."

Sollten Kamke und Reister heute ihre Achtelfinalspiele gewinnen, treffen sie im Viertelfinale aufeinander. Auf der Profitour gab es das erst einmal, Anfang Juni beim Rasenturnier in Halle (Westfalen) in Runde eins. Reister musste im ersten Satz wegen einer Schulterverletzung aufgeben. Beide hassen direkte Duelle, weil sie einander aus unzähligen Trainingsmatches in- und auswendig kennen. Ihr Trainer jedoch fände einen solchen Showdown super. "Dann könnte ich mich entspannt zurücklehnen und genießen, dass einer sicher im Halbfinale steht", sagt er. Der Freitag könnte also ein Tag ganz nach Grambows Geschmack werden.