Brad Kahlefeldt und Emma Moffat siegten vor 300 000 Zuschauern in Hamburg. Eine Radpanne stoppt Olympiasieger Jan Frodeno aus Saarbrücken

Hamburg. Als Jan Frodeno gut zwei Minuten nach der Spitzengruppe das erste Mal am Rathaus vorbeilief und die Zuschauer ihn mehr als alle anderen Teilnehmer vor ihm und nach ihm feierten und anfeuerten, fühlte sich der Olympiasieger wieder ein wenig versöhnt mit dem zehnten Hamburger Triathlon, dem vierten Lauf der WM-Serie. "Die Leute sind schon unglaublich hier. Hamburg ist eben eine richtige Sportstadt. Das merkst du besonders in solchen Momenten. Woanders hätte ich vielleicht aufgegeben, hier kam das für mich nicht infrage", meinte Frodeno.

Es war bei herrlichem Sommerwetter und rund 200 000 Zuschauern am Sonnabend an der Strecke nicht der Tag des 29-Jährigen. Beim hastigen Wechsel vom Schwimmen zum Radfahren kassierte er das erste Mal in seiner Karriere 15 Sekunden Zeitstrafe, weil er beim Umziehen im vollen Lauf seine Badekappe verloren hatte, beim Radfahren geriet ihm auf der letzten Runde eine kleine Metallschraube zwischen Bremse und Vorderreifen. Frodeno ("50 andere sind an der Schraube rundenlang vorbeigefahren") musste absteigen, das Vorderrad wechseln - und fuhr fortan hinterher. "Erst hatte ich Pech, und dann kam auch noch ein Unglück hinzu", meinte er. Frodeno wurde 43.

Der Australier Brad Kahlefeldt, 31, siegte. Für 1,5 km Schwimmen, 40 km Rad fahren und 10 km Laufen durch die Hamburger Innenstadt, die olympische Distanz, benötigte er 1:44:08 Stunden. Der Brite William Clarke wurde eine Sekunde zurück Zweiter, der Franzose David Hauss zeitgleich Dritter, der 25 Jahre alte Rostocker Sebastian Rank vier Sekunden hinter dem Sieger als Vierter bester Deutscher. Beim Frauenrennen am Sonntagnachmittag vor rund 100 000 Zuschauern belegten die Australierinnen gleich die ersten drei Plätze. Weltmeisterin Emma Moffatt, 26, gewann nach 1:53:37 Stunden mit sieben Sekunden Vorsprung auf Emma Jackson und Frodenos Freundin Emma Snowsill. Erneut beste Deutsche: Svenja Bazlen, 27, aus Waiblingen als Zehnte in 1:54:52 Stunden. "Damit habe ich mein Ziel erreicht. Ich weiß aber auch, dass ich mit Blick auf die Olympiaqualifikation in London allen voran an meiner Laufform arbeiten muss. Da geht noch was!", sagte sie und lächelte.

Hamburg, das Heimrennen, der größte und beliebteste, weil emotionalste Triathlon der Welt mit einem immer noch begeisterungsfähigen Publikum, sollte für die Deutschen die Generalprobe für die Ausscheidung in drei Wochen im Londoner Hydepark werden. Mit ihrer aktuellen Form waren dann zumindest die Männer halbwegs zufrieden, Frodeno fühlte sich sogar "so gut und so stark wie seit fünf Monaten nicht mehr". Ihn stoppte wohl nur die Radpanne. Maik Petzold, 33, aus Bautzen wiederum, der zuvor beste Deutsche in dieser Saison, klagte über schwere Beine. Sie ließen ihn beim Laufen aus den Top Ten auf Rang 24 zurückfallen. Dagegen stießen mit Rank und Jonathan Zipf, 25, aus Saarbrücken, der starker Neunter wurde, zwei Athleten aus der sogenannten zweiten Reihe unter die ersten zehn vor.

"Ich hatte dieses sensationelle Ergebnis nicht erwartet, umso erfreulicher ist es", meinte Rank. Was daraus für London abzuleiten sei, wisse er nicht. "Das ist jetzt alles Kaffeesatzleserei", meinte er, "ich vermag nicht einzuschätzen, wie ernsthaft die Konkurrenz den Hamburger Triathlon diesmal genommen hat. Selbst ich habe mich nicht speziell auf ihn vorbereitet."

In London vergibt der deutsche Verband zwei von drei Plätzen für die Spiele in einem Jahr an selber Stätte, sofern zwei unter die ersten zwölf kommen. Ansonsten gibt es im September in Peking beim "großen Finale" der WM-Serie eine zweite Chance, notfalls Anfang nächsten Jahres eine letzte. Frodeno setzt in London auf seine Erfahrung: "Die Dichte an der Spitze hat in Deutschland enorm zugenommen, sechs Leute können die Qualifikation schaffen. Wenn es ernst wird, beim Frühstück keine Witze mehr gerissen werden und alle verbiestert in ihrem Müsli herumstochern, ist das eine andere Situation als bei einem Rennen der WM-Serie. Da kommt es darauf an, ob du mental stark genug bist und dich voll auf das Ereignis konzentrieren kannst." Frodeno hat 2008 bei seinem Olympiasieg in Peking diese Stärke bewiesen. "Er bleibt unser bester Mann", sagt Sportdirektor Wolfgang Thiel.