Kürzere Strecken, mehr Staffeln und Teams sollen die Popularität der Weltserie weiter steigern und Eingang bei Olympia finden.

Hamburg. Für Jan Frodeno enden alle seine bisherigen Planungen am 7. August. In London muss sich der Triathlon-Olympiasieger für seine Titelverteidigung ein Jahr später an selber Stelle qualifizieren. Grundsätzliche Gedanken über seine Zukunft hat er sich dennoch gemacht. "Mit 32 Jahren soll man im besten Triathlonalter sein. Also habe ich wohl noch ein bisschen Zeit." Am 18. August wird Frodeno 30.

Ob Karrieren im Triathlon künftig so lange dauern werden, darf bezweifelt werden. "Die Belastungen für die Athleten werden immer höher, die Begehrlichkeiten der Veranstalter immer größer. Mehr als fünf, maximal sieben Jahre ist dieser Stress auf allerhöchstem Niveau kaum noch durchzuhalten. Mit 28 Jahren könnte dann Schluss sein", sagt Wolfgang Thiel, der Sportdirektor der Deutschen Triathlon Union (DTU).

Die Triathleten drohen den Preis der gestiegenen Popularität ihrer Sportart zu zahlen. Jedes Jahr melden sich neue Städte, die in die attraktive Weltmeisterschafts-Serie - mit Fernsehbildern in 160 Ländern - aufgenommen werden wollen. Derzeit sind es sieben. Hamburg ist an diesem Wochenende für Männer und Frauen die vierte Station. Im nächsten Jahr sollen es bis zu zehn werden, die USA sind dann zum ersten Mal dabei. Preisgeld pro Veranstaltung: 150 000 Dollar, rund 106 000 Euro. Hinzu kommen die Olympischen Spiele in London (27. Juli bis 12. August), 2012 der Saisonhöhepunkt.

Ein Triathlon, der auf der olympischen Distanz mit 1500 Meter Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen bei Männern um die 105 Minuten dauert (Frauen: 115 Minuten), ist zwar nicht so erschöpfend wie ein Marathon über 42,195 Kilometer, der maximal dreimal im Jahr unter 2:10 Stunden zu bewältigen ist, jährlich zehn oder elf WM-Rennen sind jedoch selbst von den Besten und Austrainiertesten nicht ohne größeren Substanzverlust zu schaffen. "Im Gegensatz zu früher kannst du dich heute nicht einmal auf dem Rad ein bisschen ausruhen. Da wird 40 Kilometer lang volle Pulle gefahren", sagt Frodeno.

Die Hamburger Agentur Upsolut, Spiritus Rector und Mitorganisator der Weltserie, weiß um die Nöte der Athleten. "Wir werden nicht drumherum kommen, vermehrt kürzere Distanzen in die WM-Wertung aufzunehmen", sagt Geschäftsführer Frank Bertling. In diesem Jahr wird bereits die Sprint-Veranstaltung am 20./21. August in Lausanne (Schweiz) in die Serie integriert. Beim Sprint werden nur 750 Meter geschwommen, 20 Kilometer Rad gefahren und fünf Kilometer gelaufen.

Hamburg wird im Juli 2012, der genaue Termin steht noch nicht fest, erstmals diese Distanzen in seinen beiden Eliterennen für Männer und Frauen anbieten. "Drei Wochen vor den Olympischen Spielen haben wir keine Wahl. Für die doppelte Strecke würde kein Weltklasseathlet bei uns melden, der Sprint dagegen ist ein guter Aufgalopp für London", sagt Bertling. Und keinesfalls eine Notlösung. Eine Stunde Livesport ist ein perfektes TV-Format.

Fernsehkompatibel sind aber vor allem Staffeln. Die sollen in den nächsten Jahren verstärkt Eingang ins Programm finden und 2016 in Rio de Janeiro olympisch werden. Bertling: "Staffeln sind beim Biathlon die populärsten Wettbewerbe mit in den meisten Fällen den höchsten Einschaltquoten. Auch im Triathlon versprechen sie Action und viel Abwechslung."

Neben der Einzel-Weltmeisterschaft könnte schon im nächsten Jahr jeweils zum Abschluss der zehn Veranstaltungen eine Mannschafts-WM die WM-Serie zusätzlich beleben. Zwei Männer und zwei Frauen bilden dabei ein (National-)Team. Sie starten in selbst gewählter Reihenfolge über jeweils 250 Meter Schwimmen, 5000 Meter Radfahren und 1000 Meter Laufen. "Das verspricht für die Zuschauer vor Ort und im Fernsehen Spannung pur", sagt Bertling, "weil es zu ständigen Positionswechseln kommen dürfte".

Setzt sich der Wettbewerb durch, und das erwartet Bertling, könnte er neue Typen von Triathleten kreieren. Nicht mehr der Ausdauernde wäre ausschließlich gefragt, auch der Sprinter. Das wird dem Triathlon im Breiten- und im Spitzensport weiteren Zulauf sichern, ihn noch interessanter und vor allem zukunftsfähig machen. "Die Potenziale des Triathlons sind längst nicht ausgeschöpft", glaubt Bertling.