Frankreich war lange Zeit ein gleichwertiger Gegner, doch am Ende setzte sich die Klasse der favorisierten Amerikanerinnen durch.

Mönchengladbach. Der amerikanische Traum geht weiter: Topfavorit USA hat zum dritten Mal das Endspiel einer Frauenfußball-WM erreicht. Der Olympiasieger gewann ein lange Zeit spannendes Halbfinale gegen Außenseiter Frankreich 3:1 (1:0) und steht vor dem dritten Titelgewinn nach 1991 und 1999, der die USA zum alleinigen Rekord-Weltmeister machen würde. Gegner am Sonntag (20.45 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) in Frankfurt ist Schweden oder Deutschland-Bezwinger Japan.

Lauren Cheney (9.), Abby Wambach (79.) und Alex Morgan (82.) trafen für die USA, die zuletzt zweimal in Folge im Halbfinale gescheitert waren. Die Französinnen, für die Sonia Bompastor (55.) den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt hatte, dürfen sich mit dem besten WM-Abschneiden ihrer Geschichte trösten: Nie zuvor waren «Les Bleues» in die Runde der letzten Vier vorgestoßen.

25.676 Zuschauer in Mönchengladbach waren im Duell «David gegen Goliath» von Beginn an gut unterhalten. Während sich die USA auf ihre Zweikampfstärke und lange Pässe verließen, suchte Deutschlands Vorrundengegner Frankreich sein Glück in schnellen Kombinationen. Beinahe mit Erfolg: Einen Schuss von Louisa Necib lenkte US-Torfrau Hope Solo in ihrem 100. Länderspiel zur Ecke (8.).

Keine 60 Sekunden später zappelte der Ball dann im Tor - allerdings auf der anderen Seite. Amy Rodriguez bediente nach einem Sololauf die mitgeeilte Cheney, die aus kurzer Distanz vollendete. Für die mit einem Herzfehler geborene 23-Jährige war es bereits das zweite Turniertor. Frankreichs Torhüterin Berangere Sapowicz, die nach ihrer Roten Karte im Gruppenspiel gegen Deutschland wieder zwischen den Pfosten stand, war ohne Chance.

Die Französinnen zeigten sich vom schnellen Gegentor keineswegs geschockt. Angeführt vom «weibliche Zidane» Necib nutzte das Team den Freiraum im Mittelfeld und setzte gegen die körperlich überlegenen US-Girls immer wieder Nadelstiche. Besonders aus der Distanz waren die Europäerinnen gefährlich, so traf Bompastor in der 33. Minute die Latte.

Nach dem Seitenwechsel gaben die USA das Mittelfeld preis und luden Frankreich förmlich zu Chancen ein. Die Strafe folgte prompt: Eine Flanke von Bompastor segelte an Freund und Feind vorbei und landete hinter der verdutzten Solo im langen Eck. Anschließend ging der Mannschaft von Trainerin Pia Sundhage, die nach dem Elfmeterkrimi im Viertelfinale gegen Brasilien einen Tag weniger Pause hatte als Frankreich, mehr und mehr die Luft aus.

In der Schlussphase hatten beide Teams den Siegtreffer auf dem Fuß. Nach einem weiteren Schnitzer von Soho verpasste Eugenie Le Sommer (67.) mit einem Heber nur knapp das 2:1, auf der Gegenseite schoss Morgan aus drei Metern die französische Torfrau an (70.). Erst in der Schlussphase machten die USA alles klar: Wambach sorgte mit ihrem Kopfballtreffer für die Führung, Morgan legte nach einem Konter nach.

Mit dem Finaleinzug der USA steigen auch die Chancen auf einen Deutschland-Besuch von First Lady Michelle Obama. «Ich habe Signale erhalten, dass Michelle Obama möglicherweise nach Deutschland kommen wird, wenn die USA ins Finale einziehen. Das würde uns natürlich sehr freuen, auch wenn es noch nicht sicher ist», hatte WM-OK-Präsidentin Streffi Jones vor der Partie gesagt.

Auffälligste Spielerinnen bei den USA waren Ali Krieger und Torschützin Cheney. Auf Seiten der Französinnen überzeugten Camille Abily und Gaetane Thiney. (sid/abendblatt.de)