Ein Dopingfall überschattet die Tour de France: Dem Russen Alexander Kolobnew wurde in der A-Probe Hydrochlorothiazid nachgewiesen.

Aurillac. Der Medikamenten-Missbrauch des russischen Radprofis Alexander Kolobnew hat die 98. Tour de France am Montag in Aufruhr versetzt. Der zweimalige Vize-Weltmeister der Mannschaft Katusha war am 6. Juli positiv auf das – oft zur Verschleierung von Dopingmitteln benutzte – Präparat Hydrochlorothiazid (HCT) getestet worden. Das teilte der Weltverband UCI am Montagabend mit. Spezialeinheiten der französischen Polizei durchsuchten am Abend das Mannschaftshotel in Vézac.

Der Fahrer habe sich am späten Abend selbst bei der Polizei gemeldet und seinen Ausstieg aus der Tour beschlossen, teilte das Team mit. Im April waren fünf Katusha-Fahrer – unter ihnen Kolobnew - von der italienischen Polizei vernommen worden. Sie standen im Verdacht, mit dem Mediziner Michele Ferrari, der wegen Doping-Vergehen in Italien nicht mehr praktizieren darf, zusammengearbeitet zu haben. Eine interne Team-Regelung sieht vor, dass gedopte Fahrer fünf Monatsgehälter Strafe an den Rennstall zahlen müssen.

Die UCI hatte den Russen nicht suspendiert, weil das harntreibende Mittel HCT nicht auf der Dopingliste des Weltverbandes steht. Ein ähnliches Präparat um ein nachgewiesenes Stimulanzmittel hatte 2010 zu einer Sperre des belgischen Bahnfahrers Iljo Keisse geführt.

„Dieses Mittel sieht nicht eine automatische Suspendierung vor. Wir hoffen, dass sein Team die entsprechenden Schritte einleitet“, sagte UCI-Sprecher Enrico Carpani. Kolobnew lag nach der 9. Etappe auf dem 69. Rang des Gesamtklassements. Sein Ausschluss hatte der Online-Dienst der Fachzeitung „L’Équipe“ bereits am Abend vermeldet.

Die Zeitung berichtete darüber hinaus, dass die französische Spezialeinheit OCLAESP eine knappe Stunde das Mannschaftshotel durchsucht habe. Die Anti-Doping-Einheit hatte bereits zum Tour-Auftakt den Teambus der belgischen Mannschaft Quick Step für eine intensive Untersuchung für einige Stunden beschlagnahmt.

Der 30 Jahre alte Russe kann die Öffnung der B-Probe beantragen. Der positive Befund wurde von dem renommierten Pariser Labor Chatenay-Malabry vorgenommen. Laut UCI-Regularien kann der Fahrer mit einer Verwarnung davonkommen, je nachdem wie er erklärt, wie das als „spezifische Substanz“ deklarierte Mittel in seinen Körper gelangte.

Keisse hatte vor drei Jahren den belgischen Verband überzeugt und zunächst eine Sperre vermieden. Nach einem UCI-Einspruch sperrte der Internationale Sportgerichtshof CAS den Bahnradfahrer.(dpa)