Am Sonntagmorgen, als ich im Internet die Berichte der deutschen und englischen Reporter las, die allesamt die Überlegenheit priesen, mit der Wladimir den Kampf gestaltet hatte, da ging mir nur ein Gedanke durch den Kopf: Es war wirklich schade, dass das Wetter so bescheiden war, denn dieser Abend hätte einfach einen sommerlich-beschwingten Rahmen verdient gehabt.

Dennoch muss ich sagen, dass ich die Atmosphäre als außergewöhnlich empfunden habe. Ich bin grundsätzlich kein Freund von Stadionkämpfen, weil ich die Stimmung in großen Hallen oft als intensiver wahrnehme. Dennoch war das, was die britischen Fans vor dem Kampf abgezogen haben, schon sehr eindrucksvoll, und dass sie das Urteil ohne Wut akzeptiert haben, spricht für ihren Sportsgeist.

Natürlich war es nicht die Schlacht, die sich viele erhofft hatten. Die Niederschläge, die auf die Zuschauer einprasselten, fehlten im Ring, es war Fechten mit den Fäusten. Wladimir war sehr auf Sicherheit bedacht, aber wie er über zwölf Runden die Kontrolle behalten und sich strikt an seine taktischen Anweisungen gehalten hat, das hat mir schon imponiert. Haye hat alles versucht, allerdings fand ich die Art, wie er in die Angriffe reingegangen ist, doch manchmal feige. Immer nur tief mit dem Kopf und sich dann sofort hinwerfen, wenn der Gegner von oben drückt, weil er sich schützen muss, das ist nicht die feine englische Art.

Für Wladimir war es physisch nicht der härteste Kampf seiner Karriere, da hat er schon andere Kaliber im Ring gehabt. Aber mental war es das Größte, was je auf ihm gelastet hat, das konnte ich im Vorfeld spüren. Der Druck, in Hamburg die Chance zu haben, alle vier Titel in die Familie Klitschko zu holen, war schon enorm. Umso größer war die Erleichterung, die zu spüren war, als ich nach dem Kampf in die Kabine kam. Wladimir kühlte seine Wunden, aber die Freude über den Sieg war ihm deutlich anzusehen. Und ich habe mich mitgefreut, denn diesen Triumph haben die Brüder wirklich verdient.