Der englische Hengst des Fußballstars von Manchester United gehört zu den Favoriten im 142. Deutschen Galopp-Derby. Start ist am Sonntagnachmittag um 17.35 Uhr

Hamburg. Offen war das Deutsche Derby schon oft in seiner Geschichte, seitdem anno 1869 ein Hengst mit dem beziehungsreichen Namen Investment erstmals das Blaue Band gewann. Doch derart viele Fragezeichen wie in der 142. Auflage des Traditionsrennens an diesem Sonntag gab es lange nicht mehr.

Gesichert ist aber das typische Derbyflair mit südländischer Atmosphäre. Wenn die 18 Vollblüter gegen 17.30 Uhr aus den Startboxen galoppieren und die Haupttribüne passieren, wird der "Horn Roar" über das Hippodrom gellen. Und fast alle pflegen einzustimmen: das Fußvolk auf dem Sattelplatz und die Hautevolee auf den besseren Plätzen. Es eint die Vorliebe für den Turf, aber auch die Hoffnung, rund zwei Minuten später ein paar Euros mehr zu besitzen.

Wird wieder ein Gast aus England als Sieger über die Zielmarkierung laufen, im Wandsbeker Bogen von zwei Schimmelreitern in Empfang genommen und zum Triumphzug vor das Waagegebäude geleitet werden? So wie im Vorjahr, als Buzzword der Konkurrenz die Hufeisen zeigte und als erster ausländischer Galopper die blaue Schärpe des Derbysiegers erhielt? Viele meinen, dass der von Stalljockey Richard Kingscote gerittene Brown Panther in Startbox zwei als das zu schlagende Pferd gilt. Besitzer Michael Owen wird in Horn mitfiebern, wenn nach 2400 Metern die Entscheidung fällt. Vielleicht tritt der nicht gerade klamme Fußballstar das Training bei Manchester United am Montag um 300 000 Euro reicher an. Insgesamt beträgt die Dotierung im Rennen des Jahres 795 000 Euro - inklusive Züchter- und Besitzerprämien. Mit seinem Trainer Tom Dascombe hofft Owen auf elastischen Rasen. Auf diesem Geläuf kann Brown Panther seine Klasse am besten zur Geltung bringen. Seine Mutter und sein Vater Shirocco mochten auch eher weichen Untergrund. Der Totokurs des Panthers liegt bei 40:10 Euro.

"Ich weiß nur wenig über seine deutschen Gegner", sagte Owen dem Abendblatt, "aber wenn ich von meinen Erfahrungen im Fußball ausgehe, ist eines klar: Die Deutschen sind immer schwer zu schlagen! Aber ich hätte nichts dagegen, dass es regnet. Dann steigen sicherlich unsere Chancen." Owen kommt mit einem Tross von 25 Leuten schon am Sonnabendnachmittag nach Hamburg. Er nimmt am Abend am traditionellen Derby-Dinner im Hotel Atlantic teil.

Die nach Expertenmeinung besten deutschen Aussichten dürfte das Gestüt Schlenderhan haben, hinter dem der Kölner Bankier Georg Baron von Ullmann steht. Gleich fünf Schlenderhaner gehen am Sonntag ins Rennen, und nicht nur Trainer Jens Hirschberger rätselt, welcher seiner Hengste der schnellste ist. Stalljockey Adrie de Vries entschied sich für Mawingo, der das Bavarian Classic in München dominierte. Somit kommt der sechsfache britische Champion Kieren Fallon zum Ritt auf Arrigo, der mit der Union in Köln die klassische Derbyvorprüfung gewann. Dort war Ametrin Zweiter. Aber auch die Trainingskollegen Ibicenco und Tahini haben erstklassige Chancen.

"Mein Favorit aber ist Gereon", sagt Renn-Club-Präsident Eugen-Andreas Wahler. Der von Christian Zschache in Hoppegarten trainierte und vom Iren Johnny Murtagh gerittene Vollblüter verlor das Union-Rennen nach widrigem Rennverlauf und Fehlern seines Jockeys Georg Bocskai. Und was ist mit den Hamburger Pferden? Earl of Tinsdal aus Rissen rückt unter Championjockey Eduardo Pedroza in die Box. Mi Senor aus dem Gestüt Idee des Derbysponsors Albert Darboven zählt mit einem Totokurs von 800:10 zu den größten Außenseitern. Geritten wird der Hengst von Steffi Hofer. Erstmals seit 1979 nimmt wieder eine Amazone am bedeutendsten Rennen Deutschlands teil.