Erst beordert er die Jockeys aus der Waage in den Führring. Dort schlägt John Freydag viermal die Messingglocke: Aufsitzen zum Deutschen Derby! Dann geleitet er die Vollblüter zur Parade vor die Haupttribüne.

Dieses Ritual gehört zum guten Ton - seit 142 Jahren auf dem Horner Hippodrom und seit Kriegsende bei der Familie Freydag: Großvater Adolf war mehr als 20 Jahre Ringsteward; Vater Kurt bekleidete dieses Ehrenamt genau drei Jahrzehnte. Den schwarzen Bowler, der ebenso wie ein dunkler Anzug beim Pferderennen des Jahres dazugehört, hat John 2001 geerbt.

Während der gesamten Galopprennwoche übt der 46 Jahre alte Schifffahrtskaufmann seine Tätigkeit mit Disziplin und hanseatischer Würde aus. Tugenden, die er auch als Prokurist einer Hamburger Privatreederei zur Geltung bringt.

Ehefrau Kerstin und die beiden Kinder teilen Freydags Faible für Pferde. Natürlich sind sie an diesem Wochenende auf der Rennbahn dabei. Sohn Joshua, 18 Monate, ist besonders fasziniert vom bunten Dress der Jockeys, Emilia Louise, 5, trägt am Derbysonntag Hut - wie der Papa.

Sind die Rennen gelaufen, muss der "Glöckner" von Horn erst einmal tief durchatmen. Vielleicht entzündet er daheim in Harvestehude seinen neuen Grill. Spezialität: mit Ahornsirup glasierte Möhrchen. Nicht nur Vollblüter mögen Wurzeln ...