Club an der Alster triumphiert im Feldhockey-Finale mit 4:1 gegen Uhlenhorst Mülheim

Mannheim. Zweieinhalb Minuten waren noch zu spielen, als unter den 200 mitgereisten Fans des Clubs an der Alster alle Dämme brachen. 4:0 führte ihre Mannschaft im Finale um die deutsche Feldhockeymeisterschaft gegen Uhlenhorst Mülheim, gerade war Sebastian Biederlack an der Torauslinie mit einem Krampf im rechten Bein zu Boden gegangen. Als sich der Mittelfeldmotor wieder aufgerappelt hatte und am Fanblock vorbeihumpelte, wurde er mit Standing Ovations und La Ola gefeiert.

Die Anhänger hatten ein feines Gespür bewiesen, denn Biederlack wurde nach dem 4:1-Triumph zum besten Spieler des Finales gewählt, und weil er über die gesamte Saison das Spiel des neuen Champions geprägt hatte, war seine Wahl sinnbildlich für eine Rückrunde, die es in dieser Form lange nicht gegeben hat. Auf einem Abstiegsplatz war die Mannschaft von Trainer Joachim Mahn in die Winterpause gegangen. Es folgte der Triumph unterm Hallendach mit dem Finalsieg über den Erzrivalen Uhlenhorster HC, und als es im April wieder ins Feld ging, hatte das Team derart viel Selbstvertrauen, dass - das Finale eingeschlossen - nur eins von neun Spielen verloren ging. In den Play-offs setzte sich Alster ohne Niederlage und mit nur drei Gegentoren in fünf Spielen durch. "Bei so einer Bilanz muss man wohl sagen, dass wir verdient Meister sind", sagte Mahn.

Tatsächlich bewiesen seine Spieler, dass der Spruch von der Defensive, die Meisterschaften gewinnt, auch im Hockey seine Gültigkeit hat. Biederlack führte eine Achse an, in der mit dem seit Monaten überragenden Nationalkeeper Tim Jessulat, dem kampfstarken Abwehrchef Jonathan Fröschle und Biederlacks kongenialen Mittelfeldkollegen Barry Middleton und Justus Scharowsky jeder einen perfekten Beitrag zum großen Erfolg lieferte. Weil sich alle Gegner an Alsters Defensive die Zähne ausbissen, bot sich Raum zum Kontern, der auch im Finale mit beeindruckender Effektivität genutzt wurde. Nach glücklichen Eckentoren durch Tim Witthaus (9.) und Scott Tupper (16.) schlossen Daniel von Drachenfels (59.) und Mark Pearson (65.) mustergültig vorgetragene Angriffe kaltschnäuzig ab.

"Alster hat bewiesen, dass sie unglaublich strukturiert spielen können. Die Erfahrung hat sich durchgesetzt", analysierte Bundestrainer Markus Weise. "Wir sind wie alter Wein, je reifer, desto besser", sagte Jessulat. Das Problem, das Trainer Mahn in der neuen Saison lösen muss, liegt darin, der Mannschaft eine neue Struktur zu geben. Vor allem der Abgang Middletons, der mit Englands Nationalteam zwecks Vorbereitung auf die Olympischen Heimspiele 2012 in London kaserniert und allerhöchstens für die Spiele in der Euro Hockey League (EHL) eingeflogen wird, dürfte schmerzen. Auch die Kanadier Mark Pearson und Scott Tupper werden gehen, verdiente Altmeister wie Scharowsky oder Oliver Hentschel haben über ein Karriereende zumindest nachgedacht.

Derlei Gedanken wollte sich Mahn jedoch am Sonntag nicht hingeben. "Jetzt wird ein paar Tage gefeiert", sagte er. Nach der Rückreise per Bus ging es direkt ins Klubhaus, heute trifft sich der Doublesieger zur obligatorischen Runde im Borchers, um den siebten Feld-Titel zu begießen. Die Hauptdarsteller fehlen indes. Jessulat und Middleton spielen ab morgen mit ihren Nationalteams in Amsterdam die Rabo Trophy, Biederlack muss für seinen Arbeitgeber Kappa von 8 bis 21 Uhr eine Veranstaltung leiten. Die Rückkehr in den Alltag kann so brutal sein.