Eishockey-Nationalspieler tritt in die Fußstapfen von Uwe Krupp

Vancouver. Es waren nur wenige Meter, die die beiden Eishockey-Nationalspieler Christian Ehrhoff und Dennis Seidenberg nach Ertönen der Schlusssirene auf dem Eis trennten, und doch bekam man den Eindruck, es seien Galaxien. Während Dennis Seidenberg in einer Jubeltraube versank und den ersten Stanley-Cup seiner Karriere feierte, kauerte Ehrhoff enttäuscht an der Bande und musste zusehen, wie die Boston Bruins und eben nicht seine Vancouver Canucks den NHL-Titel feierten. "Erst mal fühlt man sich leer. Man freut sich, aber ich kann das einfach noch nicht realisieren. Das ist unglaublich", sagte Seidenberg, der im entscheidenden siebten Spiel der Best-of-seven-Serie mit zwei Vorlagen seine überragende Saison krönte und 16 Jahre nach dem Stanley-Cup-Sieg von Uwe Krupp der zweite Deutsche ist, der den prestigereichsten Eishockey-Pokal der Welt in die Höhe stemmen konnte.

Es war vor allem die Art und Weise, wie der Klub von der US-Ostküste in der vielleicht lautesten NHL-Arena auftrat. Mit großer Leidenschaft kämpften die "Braunbären" den favorisierten Gastgeber nieder und konnten sich beim 4:0-Sieg dabei vor allem auf ihren Torhüter verlassen. Tim Thomas zeigte, im Gegensatz zu seinem Gegenüber Roberto Luongo, in der gesamten Finalserie eine Weltklasseleistung. 798 Paraden lieferte der Routinier in allen sieben Spielen und stellte damit einen neuen NHL-Rekord auf. Folgerichtig wurde der 37-Jährige zum wertvollsten Spieler gewählt. "Wir haben einen unglaublichen Charakter im Team. Immer wenn wir mit dem Rücken zur Wand standen, waren wir da. Es ist einfach unglaublich", sagte Thomas mit tränenerstickter Stimme.

Unglaublich konstant spielte auch Seidenberg, der zusammen mit dem 2,06 Meter großen Slowaken Zdeno Chrara das vielleicht kampfstärkste Verteidiger-Duo der NHL bildete. Die amerikanischen Journalisten überhäuften den Deutschen mit Lob.

Des einen Freud ist des anderen Leid. Für Christian Ehrhoff, der 50 Scorerpunkte schaffte und damit seine beste NHL-Saison spielte, ging sein Traum vom Stanley-Cup nicht in Erfüllung. Gerade in den "Finals" kam ihm seine Topform abhanden. Trotz aller Enttäuschung blickt der ehemalige Mannheimer bereits nach vorne. Der 28-Jährige möchte seinen auslaufenden Vertrag in Vancouver verlängern. "Dies ist eine tolle Mannschaft. Wir haben die Chance, wieder ins Finale zu kommen. Ich hoffe, ich kann ein Teil davon sein."

Während die 20 000 Zuschauer in der Rogers-Arena von Vancouver Ehrhoff und das Team mit Applaus in die Sommerpause verabschiedeten, gab es in der Innenstadt der Metropole Krawalle mit 150 Verletzten. 100 Randalierer wurden festgenommen. Es war ein unwürdiges Ende eines aus deutscher Sicht besonderen Abends.