EC Promotion lud zur Boxnacht: Alekseev besiegte den Kubaner Norris, Özekler verlor. Auch Jürgen Blin war Gast am Braamkamp.

Hamburg. Das Leben eines Profiboxers ist nicht immer angenehm. Wenn man nicht gerade in der nach oben offenen Schwergewichtsklasse antritt, ist bis zum Tag des offiziellen Wiegens penibel auf das Gewicht zu achten. Das Essen nach einem Kampf ist für viele Faustkämpfer oft ein regelrechtes Festmahl, dann wird verdrückt, was man in den Wochen der Entbehrung am meisten vermisst hat.

Wie hart es sein muss, während eines Kampfes anderen beim Essen zuzuschauen, davon bekamen am Pfingstsonnabend 350 Menschen einen Eindruck. Der türkische Speditionsunternehmer Erol Ceylan hatte mit seinem neuen Profistall EC Promotion zum Dinner-Boxen in die Verbandshalle am Braamkamp geladen. Derlei Events, bei denen die Zuschauer an langen Tafeln direkt um den Ring sitzen und speisen, haben ihren Ursprung und eine große Tradition in Großbritannien. Und weil Ceylan im deutschen Profiboxen neue Impulse zu setzen versucht, mussten sieben seiner Kämpfer im Ring ihr Bestes geben, während aus dem Küchenzelt vor der Halle der Duft von frisch gegrilltem Fleisch herüberwaberte.

Das Catering-Team J’as unter Leitung von Yee Wah Man hatte ein exklusives Menu mit Lachs, Rinderfilet, Spargel und Mousse au chocolat zusammengestellt, und so wurde nicht nur im Ring, sondern auch am Buffet kräftig zugelangt. Größter Appetitanreger war der Auftritt der schwedischen Weltergewichtlerin Klara Svensson. Die 23-Jährige gab nach 105 Amateurkämpfen ihr Profidebüt und wies bei ihrem einstimmigen Punktsieg nach vier Runden gegen die starke Rumänin Andrea Rotaro nach, dass sie nicht nur mit optischen Reizen zu überzeugen weiß. Jürgen Blin, Hamburgs früherer Schwergewichts-Europameister, war so begeistert, dass er spontan – auch das eine schöne Tradition des Dinner-Boxens – 100 Euro Siegprämie spendete.

Beim wichtigsten Titelkampf des Abends blieb vielen Gästen dann das Filet kurzzeitig im Hals stecken. Der türkische Mittelgewichtler Gökalp Özekler, 29, bekam in Runde acht des Duells um die WBO-EM von Rafael Bejaran aus der Dominikanischen Republik einen Haken zur Schläfe verpasst, der ihn dermaßen aus dem Gleichgewicht brachte, dass er ungebremst vornüber auf sein Gesicht fiel. Möglicherweise war der „Sultan“, wie ihn seine Fans nennen, noch von den Umständen vor dem Kampf verwirrt. Weil die türkische Nationalhymne wegen technischer Probleme nicht abgespielt werden konnte, hatte sich Mecit Cetinkaya, Vorsitzender der Boxstaffel des TuS Finkenwerder, spontan das Hallenmikrofon geschnappt und seine zahl-reichen Landsleute zum Absingen des Liedes animiert.

Unter dem Eindruck der unerwarteten Pleite seines Stallkollegen zeigte auch der russische Cruisergewichtler Alexander Alekseev, 30, im Hauptkampf um die WBO-Asien-Pazifik-Meisterschaft nur ansatzweise sein Können. Zwar bezwang er den Kubaner Damian Norris schon in Runde zwei durch technischen K.o., nahm jedoch zu viele Treffer und sollte sich vor seinem Wunschkampf gegen WBO-Weltmeister Marco Huck vom Berliner Sauerland-Team sicherlich noch mindestens zwei Aufbaukämpfe gegen starke Gegner gönnen.

Dass diese mittelfristig in Hamburg stattfinden werden, bekräftigte Promoter Ceylan, als auch das Dessert verspeist war. „Außerhalb Hamburgs zu veranstalten stellt uns vor finanzielle Hürden, die wir mangels TV-Partner noch nicht überspringen können“, sagte der 38-Jährige. So ist die nächste EC-Veranstaltung am 3. September geplant. Allerdings ist der Ort noch nicht klar. „Wir sind weiter auf der Suche nach ungewöhnlichen Locations“, sagt Ceylan, „wir wollen guten Sport in außergewöhnlicher Atmosphäre bieten.“ Am Sonnabend ist ihm das gelungen.