Der Hamburger muss jetzt die Norm in Paris schwimmen

Hamburg. Die Laune war noch nicht wieder die beste, an der Enttäuschung der vergangenen Tage trug Steffen Deibler, 23, trotz der freudigen Nachricht immer noch schwer: "Wenn man monatelang auf ein Ziel hin trainiert hat und es dann denkbar knapp verfehlt, steckt man das nicht einfach über Nacht weg." Aber: Hamburgs Sportler des Jahres erhält von Bundestrainer Dirk Lange eine zweite Chance, sich für die Schwimm-Weltmeisterschaften Ende Juli in Shanghai zu qualifizieren. Wenn Deibler beim Meeting am 25./26. Juni in Paris die Norm über 100 Meter Schmetterling schafft, gehört er wie sein Bruder Markus, 21, zum 24-köpfigen deutschen WM-Aufgebot für China. "Wir haben im Sinne der Sportler entschieden", sagte Lange. "Ich traue Steffen die nötige Leistung zu."

Deiblers Trainerin Petra Wolfram ist ebenfalls davon überzeugt, "dass Steffen die Zeit in Paris schwimmt", und auch der viermalige Kurzbahn-Europameister sagt: "Ich sehe darin kein Problem, schließlich habe ich die Norm bei den deutschen Meisterschaften in Berlin in dieser Disziplin nur um sieben Hundertstelsekunden verfehlt, obwohl ich nicht auf den Punkt fit war. Das harte Training hatte ich nicht so gut verkraftet, wie wir es erhofft hatten. Ich hätte wohl ein paar Tage mehr Pause vor den Wettkämpfen gebraucht."

Die wird er sich nun vor Paris gönnen, und Wolfram will zudem nach den Erfahrungen der vergangenen Monate das Trainingsprogramm etwas umstellen. Schmettert sich Vizemeister Deibler über die 100 Meter nach China, darf er in Shanghai wahrscheinlich auch über die 50 Meter Schmetterling - auf dieser Strecke wurde er in Berlin deutscher Meister - und die 50 Meter Freistil - hier wurde er Zweiter - starten. Über die Besetzung der einzelnen Strecken wollen Bundestrainer Lange und Leistungssportdirektor Lutz Buschkow in der Woche vor der WM entscheiden.

Dass der Umweg über Paris seiner Form bei einer möglichen WM-Teilnahme vier Wochen später abträglich sein könnte, glaubt Steffen Deibler nicht: "Ich habe in der vergangenen Saison auf der Kurzbahn (25 Meter, die Red.) gezeigt, dass ich über mehrere Wochen konstant gute Zeiten schwimmen kann." Paris sei nur ein einziges Rennen - für Deibler ist es aber jetzt das wichtigste in diesem Jahr.