Bei den French Open gewinnt zudem die Chinesin Li Na als erste Asiatin ein Grand-Slam-Turnier

Paris. Sandplatzkönig Rafael Nadal verteidigte mit seinem historischen sechsten French-Open-Titel den Thron, Sensationssiegerin Li Na krönte sich in Paris zur Tennis-Kaiserin von China: In Roland Garros hat ein ungleiches Paar mit spanischer Leidenschaft und asiatischer Coolness für großes Gefühlskino und neue Rekorde gesorgt.

Titelverteidiger Nadal setzte sich im Gigantenduell mit 7:5, 7:6 (7:3), 5:7, 6:1 gegen seinen Dauerrivalen Roger Federer (Schweiz) durch. Nach dem Matchball ließ sich Nadal auf die geliebte rote Asche plumpsen und hatte Tränen in den Augen. "Was mit mir bei diesem Turnier passiert ist, das ist mehr als ein Traum. Dieses Turnier ist mein Herz", sagte der Spanier, der seinen zehnten Grand-Slam-Titel holte.

Zwei Tage nach seinem 25. Geburtstag schloss "Rafa" damit zu Roland-Garros-Rekordsieger Björn Borg aus Schweden auf und verteidigte zudem die Spitze der Weltrangliste. Bei einer Niederlage wäre Nadal heute von Novak Djokovic (Serbien) vom Platz an der Sonne verdrängt worden. Die Siegesserie des Melbourne-Gewinners war nach 41 Siegen in diesem Jahr im Halbfinale gegen Federer gerissen.

Den neuerlichen Triumph bei seinem Lieblingsturnier am Bois de Boulogne, wo er eine Matchbilanz von 45:1 Siegen aufweisen kann, hatten Nadal nicht alle zugetraut. Jüngst musste sich der Linkshänder zweimal auf Sand Überflieger Djokovic geschlagen geben. Im achten Grand-Slam-Finalduell gegen einen zunächst wie entfesselt aufspielenden Federer erwischte Nadal einen kapitalen Fehlstart und musste beim Stand von 2:5 sogar einen Satzball abwehren. Nach einer Behandlung am Fuß fing sich der Mallorquiner wieder. Nadal dominierte nun die Ballwechsel mit seinen druckvollen Topspinschlägen und gewann insgesamt sieben Spiele am Stück. Nach 62 Minuten verwandelte er seinen ersten Satzball.

Danach ließ sich Nadal auch von einer zwölfminütigen Regenpause nicht irritieren und legte im Tiebreak mit einer schnellen 4:0-Führung den Grundstein zum Gewinn des zweiten Durchgangs. Federer stemmte sich gegen die Niederlage und wurde von den knapp 15 000 Zuschauern immer wieder angefeuert. Mit Erfolg, denn trotz einer 4:2-Führung Nadals gewann Federer nach über drei Stunden seinen ersten Satz.

Im Anschluss fiel die Entscheidung, als der Spanier dank zweier Breaks auf 5:1 davonziehen konnte. Federer muss nach der Niederlage weiter auf seinen 17. Major-Titel warten. Der letzte Grand-Slam-Triumph von "FedExpress" liegt bereits 16 Monate zurück.

Einen Tag zuvor hatte Li Na als erster asiatischer Tennisprofi überhaupt ein Grand-Slam-Turnier gewonnen und ebenso wie Nadal 1,2 Millionen Euro Preisgeld kassiert. Die 29-Jährige besiegte Titelverteidigerin Francesca Schiavone (Italien) mit 6:4, 7:6 (7:0). "Ein Traum ist wahr geworden. Ich war nervös, aber ich habe es geschafft", sagte Li Na.

"Eine Freundin hat mir eine SMS geschrieben, dass sie in China vor Freude weinen. Rund 50 Millionen Menschen hatten in China vor den Fernsehgeräten mitgefiebert - und das um Mitternacht Ortszeit. Geschätzte 400 Millionen sahen am Morgen danach in den Nachrichten immer wieder die jubelnde Volksheldin mit dem Rosen-Tattoo über dem Herzen, die bei der Nationalhymne Tränen in den Augen hatte. Ab Montag wird sie auf Platz vier der Weltrangliste geführt.