Die 21 Jahre alte Kathleen Keller aus Harsefeld gewinnt das Dressurderby mit Pferdewechsel

Hamburg. Es waren Tränen der Rührung, die Kathleen Keller mit ihren weißen Handschuhen aus dem Gesicht wischte. Noch vor ein paar Tagen hätte die 21-Jährige selbst nicht geglaubt, was ihr in Hamburg widerfahren sollte. Schon mit der Qualifikation für das Deutsche Derby war für die Abiturientin aus Harsefeld bei Buxtehude ein Traum in Erfüllung gegangen - doch nun ritt sie sogar als Gewinnerin, die jüngste aller Zeiten, zur Siegerehrung in das Dressurviereck ein. "Ich bin so was von überrascht", sagte Keller später und gestand, schon bei der Verkündung des Ergebnisses feuchte Augen bekommen zu haben. Noch am Vormittag war sie bei den Amateuren durchs Springstadion geritten und hatte einen achtbaren vierten Platz belegt.

Als einzige Teilnehmerin in Klein Flottbek hatte sie für beide Disziplinen gemeldet und wollte sich den Spaß am Springen nicht nehmen lassen. Dabei hatte sie ein volles Dressurprogramm, gewann nämlich nicht nur das Derby, sondern am Sonnabend auch die U-25-Wertung. So lohnte sich das Wochenende für Keller auch finanziell. Allein der Derbysieg brachte 5000 Euro plus 2000 Euro aus der Pferdewertung. "Mein Anteil geht jetzt in die Familienkasse", zeigte sich die Nachwuchskaderreiterin bescheiden und bedankte sich artig für die Unterstützung bei ihren Eltern.

Vater Dolf-Dietram war besonders stolz auf seine Kathleen, schließlich hatte er selbst im Jahr 2003 das Derby gewonnen. Dass nun die Tochter in seine Fußstapfen treten konnte, lag allerdings nicht nur an deren toller Leistung. Keller profitierte auch von einer Posse rund um den Pferdewechsel im Derby. Bei dem traditionellen Modus geht jeder der drei Finalisten jeweils auf seinem eigenen und den Pferden der Kontrahenten ins Viereck. Weil sie sich darauf nicht einlassen wollten, verzichteten gleich drei der ersten vier der Qualifikation auf einen Start. Mannschafts-Olympiasieger Hubertus Schmidt erklärte sogar freimütig, die Ausschreibung nicht richtig gelesen zu haben. Nur so war Keller überhaupt ins Finale gekommen.

"Ich kann die Ängste bei den Besitzern vor dem Pferdewechsel überhaupt nicht verstehen", sagte Turnierboss Volker Wulff. Schließlich seien im Finale ausschließlich Topreiter am Start. "Letztlich muss man aber sagen, dass wir im Derby niemanden vermisst haben, weder einen Reiter noch ein Pferd. Es war ein super Vormittag."

In der Tat waren die Tribünen bis auf den letzten Platz gefüllt, schon beim Pony-Derby herrschte angesichts des Triumphs einer weiteren Lokalmatadorin Feierstimmung. Sophie Kampmann vom gastgebenden Norddeutschen und Flottbeker Reiterverein setzte sich im ebenfalls mit Pferdewechsel ausgetragenen Finale durch. "Es hat einfach riesig viel Spaß gemacht, vor so vielen Menschen zu reiten", sagte die 13 Jahre alte Tochter des Reiseunternehmers Mathias Kampmann. Als nächstes Ziel hat sie sich die Teilnahme an der Pony-Europameisterschaft gesetzt, später würde sie gerne bei den Junioren und Jungen Reitern auftrumpfen.

Kathleen Keller hat das schon geschafft, sie wurde dort bereits Europa- und deutsche Meisterin. Jetzt träumt sie von den Olympischen Spielen.