Dirk Nowitzki und seine Dallas Mavericks gewannen das zweite Finalspiel in der NBA 95:93 in Miami. Der Deutsche war der Matchwinner.

Miami. Wenn’s sein muss, macht’s Dirk Nowitzki auch mit links: 3,6 Sekunden vor der Schluss-Sirene gelang Deutschlands bestem Basketballer ausgerechnet mit seiner verletzten linken Hand der entscheidende Korb zum 95:93-Sieg seiner Dallas Mavericks bei den Miami Heat. Trotz seines Sehnenrisses im linken Mittelfinger übernahm der Würzburger am Donnerstagabend (Ortszeit) in den letzten 60 Sekunden die Verantwortung, erzielte sieben Punkte und die Texaner schafften damit den 1:1-Ausgleich in der „Best-of-Seven“-Finalserie der nordamerikanischen Profiliga NBA. In den nächsten drei Spielen haben die Mavericks Heimrecht und könnten bei drei Siegen erstmals den Titel holen.

„Am Schluss war’s einfach jetzt oder nie. Du kannst nicht mehr warten, wenn du mit 15 Punkten zurück liegst. Dann musst du voll auf Vollgas gehen“, betonte Nowitzki. Die Mavs lagen scheinbar aussichtslos schon mit 73:88 hinten, ehe die große Nowitzki-Show begann. Als Heat-Superstar Dwyane Wades mit dem letzten Wurfversuch den Korb verfehlte, ballte Nowitzki seine rechte Faust. Erneut hatten seine Mavericks ein schon verloren geglaubtes Spiel noch gedreht. In den bisherigen Playoffs hatten sie bereits gegen die Los Angeles Lakers und die Oklahoma City Thunder einen 16- und 15-Punkte-Rückstand wettgemacht.

d„Wir sind mental zusammengebrochen“, meinte Wade, dessen 36 Punkte Miami letztlich nicht reichten. „Totaler Kollaps“, titelte der „Miami Herald“ treffend in seiner Freitagausgabe. Als Wades Dreier 7:14 Minuten vor dem Ende zum 88:73 im Korb landete, begannen er und LeBron James unmittelbar vor der Dallas-Bank bereits zu feiern, und die ersten Zuschauer traten den Heimweg an. Niemand hatte einen Zweifel, dass Miami nach dem 92:84-Sieg zum Auftakt auch diese Partie gewinnen und in der Finalserie 2:0 in Führung gehen würde.

„Glaubt an euch, wir können das Spiel noch drehen, aber wir müssen sie defensiv stoppen“, hatte Trainer Rick Carlisle seinem Team in den Auszeiten immer wieder gesagt. Und er behielt Recht. „Historisches Comeback“, kommentierten die „Dallas Morning News“. Seit 1997 hatte kein Club mehr in einem NBA-Finale einen 15 Punkte-Rückstand im Schluss-Viertel noch aufgeholt.

Dass Nowitzki mit einem Sehnenriss im linken Mittelfinger spielte, war ihm nicht anzumerken. „Er hat den Ausgleich zum 90:90 und den entscheidenden Korb mit links gemacht, Dirk weiß, dass er zwei starke Hände hat“, sagte James anerkennend. Mit ihrem Sieg haben die Mavericks die Heat im Titelrennen gehörig ins Schwitzen gebracht - mit drei Heimsiegen wären die Mavericks erstmals in der Vereinsgeschichte Meister.

Nowitzki warnt vor zuviel Euphorie: „Du kannst nicht hier einen emotionalen Sieg holen und dann nach Hause gehen und gleich wieder das ganze Momentum herschenken. Von daher müssen wir unser bestes Spiel in der dritten Partie zeigen.“ Man habe sich selbst ein Loch gebuddelt und müsse da jetzt wieder rauskommen, analysierte Wade. James sprach von einer „schweren Herausforderung für uns, aber wir freuen uns drauf.“

In Cleveland freute sich derweil Dan Gilbert. „Wow! Wow! And Wow!“, schrieb der Besitzer der Cleveland Cavaliers via Kurznachrichtendienst Twitter. Er drückt Nowitzki und Co. besonders die Daumen. Nachdem James im Sommer seinen Verein verlassen hatte und nach Miami gewechselt war, hatte Gilbert gewütet: „Ich persönlich garantiere, dass die Cleveland Cavaliers eher eine NBA-Meisterschaft gewinnen werden, als dieser selbst ernannte ehemalige King.“ (dpa)