Von einem Sehnenriss im Mittelfinger der linken Hand will sich Dirk Nowitzki nicht beeinflussen lassen. Im Finale um die NBA-Meisterschaft gegen die Miami Heat soll es für seine Dallas Mavericks Donnerstagnacht den ersten Sieg geben.

Miami. Der Schock ist überwunden, die Zuversicht wieder da: Dirk Nowitzki will sich auf dem Weg zu seinem ersten NBA-Titel nicht von einem Sehnenriss im linken Mittelfinger stoppen lassen. „Dirkules“ hat keine Angst, dass seine Treffsicherheit aufgrund der Verletzung leidet. „Es wird mich beim Werfen nicht besonders stören“, sagte der gebürtige Würzburger nach dem Training der Mavericks am Mittwoch: „Beim Wurf hält ein Rechtshänder den Ball mit der linken Hand nur ein bisschen. Beim Dribbeln, Fangen und Passen ist die rechte Hand entscheidend.“

Ausgerechnet in den entscheidenden Finalspielen gegen das Team aus Florida muss Nowitzki mit einem Handicap antreten. Bei der 84: 92-Auftaktniederlage gegen die Miami Heat riss dem 2,13-m-Hünen eine Sehne, nachdem er versucht hatte, Gegenspieler Chris Bosh den Ball aus den Händen zu schlagen. Zunächst hatte der 32 Jahre alte Forward die Verletzung gar nicht bemerkt. Erst als er auf seine Hand sah, fiel ihm auf, dass der Finger abstand und er ihn nicht mehr richtig strecken konnte.

Als Folge des Unfalls muss Nowitzki in den verbleibenden Begegnungen der Best-of-seven-Serie eine stabilisierende Schiene tragen. Beeinträchtigungen erwartet der 127-malige deutsche Nationalspieler vor dem zweiten Aufeinandertreffen im American Airlines Center von Miami aber auch dadurch nicht: „Es ist okay. Wir werden vor dem Spiel einige Varianten probieren, um den Finger zu schonen. Denkbar sind ein Tape oder eine halbe Schiene, damit ich das Gefühl für den Ball behalte.“

Eine Ausrede soll die Verletzung nicht sein - ganz im Gegenteil. Der MVP des Jahres 2007 fordert gegen Miami auch von seinen Teamkollegen mehr Härte. „Wir müssen in der Verteidigung und im Angriff mit mehr Einsatz spielen, wir brauchen mehr Durchsetzungsvermögen. Wir müssen mehr unsere Körper einsetzen“, sagte Nowitzki.

Der zehnfache NBA-All-Star traf selbst einige vermeintlich leichte Würfe nicht und hat deswegen Sonderschichten geschoben: „An spiefreien Tagen werfe ich ein paar hundert Wuerfe. Du musst an dir arbeiten und dich verbessern.“

Von Nowitzkis Verletzung erhoffen sich die Profis der Heat keinen Vorteil. „Er hat auch nach dem Zwischenfall weiter getroffen“, sagte Forward Udonis Haslem: „Er hat sogar mit der linken Hand gedribbelt. Ein Spieler seiner Klasse lässt sich von so einer Blessur nicht aus dem Rhythmus bringen.“ Chris Bosh glaubt dagegen schon, dass Nowitzki gehandicapt ist: „Er ist zwar Rechtshänder, aber er macht auch viel mit der linken Hand.“

Die Befürchtung, die Heat-Spieler könnten seinen lädierten Finger gezielt attackieren, hat Nowitzki nicht. „Wenn das Spiel begonnen hat, werde ich so viel Adrenalin im Körper haben, dass ich gar nicht mehr an die Verletzung denken werde“, sagte er: „Außerdem ist es alles nicht so schlimm, wie ich auf den ersten Blick befürchtet hatte.“

Ein Sieg im zweiten Vergleich wäre für die Mavericks enorm wichtig, denn so würden die Texaner mit einem 1:1 zurück nach Dallas fliegen. Dort werden die nächsten drei Begegnungen der Finals ausgetragen. „Dann würde die Serie wieder von vorne beginnen, und nichts wäre verloren“, sagte Nowitzki. Falls nötig, finden die Begegnungen sechs und sieben erneut im Miami statt.