Trainerwechsel beim FC: Frank Schaefer schmeißt mit sofortiger Wirkung hin, der bei den Fans umstrittende Sportdirektor Volker Finke übernimmt.

Köln. Das Chaos beim abstiegsbedrohten 1. FC Köln setzt sich fort: Trainer Frank Schaefer erklärte am Mittwoch, drei Tage vor dem richtungweisenden Derby gegen Bayer Leverkusen, seinen sofortigen Rücktritt beim krisengeschüttelten Fußball-Bundesligisten und setzte einen überraschenden Schlusspunkt hinter seine Karriere als Profi-Coach. Der 63 Jahre alte Trainer-Routinier Volker Finke, seit Februar dieses Jahres als Sportdirektor bei den Rheinländern tätig, übernimmt ab sofort als Fußballlehrer die Verantwortung und betreut die Mannschaft in den ausstehenden Saisonspielen.

„Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass ich der Mannschaft im Moment nicht mehr so weiterhelfen kann, wie ich es für nötig erachte, und habe mich deswegen zu diesem Schritt entschieden“, sagte Schaefer. Finke ergänzte: „Ich bedauere seine Entscheidung sehr. Ich habe zwar immer betont, dass ich nicht auf den Trainerstuhl zurückkehren werde, aber in dieser außergewöhnlichen Situation gilt es, alle Kräfte zu bündeln. Meine Aufgabe bezieht sich lediglich auf die restlichen Spiele dieser Saison. Danach werde ich wieder ausschließlich das Amt des Sportdirektors ausüben.“

Der 47-jährige Schaefer hatte erst in der vergangenen Woche angekündigt, ab der kommenden Saison nicht mehr als Chefcoach zur Verfügung zu stehen. Zuletzt hatte es drei Niederlagen in Folge gegeben. Am vergangenen Sonntag hatte der FC beim 1:4 beim VfL Wolfsburg einmal mehr auswärts eine desolate Vorstellung geboten.

Daraufhin entschloss sich der Trainer zur sofortigen Demission. Laut Präsident Wolfgang Overath habe Vorstand und Geschäftsführung vergeblich versucht, Schaefer noch umzustimmen. „Leider war das nicht möglich. Wir müssen die Entscheidung von Frank Schaefer akzeptieren und nun gemeinsam alles daransetzen, in den verbleibenden Spielen den Klassenerhalt zu erreichen“, sagte der FC-Boss.

Schaefer nahm derweil auch nochmals zum angeblichen Zwist mit Finke in der FC-Presseerklärung Stellung: „Ich möchte hier noch mal klar betonen, dass ich meine Entscheidung unabhängig von medial dargestellten Spannungen zwischen mir und Volker Finke getroffen habe. Im Gegenteil: Ich bin froh, dass Volker Finke die Mannschaft kurzfristig in dieser schwierigen Phase übernimmt. Mein größter Wunsch bleibt es, dass wir alle gemeinsam unser großes Ziel, den Klassenerhalt, erreichen.“

Schaefer war in dieser Saison als U23-Coach zum Nachfolger des Kroaten Zvonimir Soldo gekürt worden, der aufgrund des schwachen sportlichen Abschneidens vorzeitig gehen musste. Die Talfahrt und die Ereignisse der letzten Wochen haben Schaefer aber anscheinend zermürbt: Köln steckt wieder mitten im Abstiegskampf, der Abstand zu Relegationsplatz 16 beträgt nur noch drei Punkte. Der Auftritt in Wolfsburg war einmal mehr enttäuschend, der Mannschaft fehlt es an Homogenität und Behauptungswillen.

Nun obliegt es Finke, die nervlich angeschlagene FC-Truppe wieder aufzubauen. Als langjähriger Coach des SC Freiburg hatte sich der studierte Mathematik- und Sportlehrer einen guten Namen gemacht. Vor seinem Engagement in Köln war Finke knapp zwei Jahre in Japan bei Urawa Red Diamonds tätig gewesen.

Die Pleite bei den „Wölfen“ hatte auch zu Auswüchsen vonseiten radikaler Anhänger geführt. „WENN IHR ABSTEIGT SCHLAGEN WIR EUCH TOT COME ON FC“ stand am Ostermontagmorgen auf den Werbebanden auf dem Trainingsgelände am Geißbockheim zu lesen. Der Klub erstattete Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Köln.

„Hier wurden ganz klar Grenzen überschritten. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns daher dazu entschlossen, die Staatsanwaltschaft einzuschalten“, sagte Geschäftsführer Claus Horstmann. Am Montagabend hatten andere FC-Fans damit begonnen, die peinlichen Schmierereien auf den Banden wieder zu entfernen.

Der Video-Bericht vom Geißbockheim:

Mit Material von dpa, sid, dapd