Der Abwehrchef der Hockeyherren des Harvestehuder THC will sein Team in die Play-offs führen und sich für Olympia empfehlen.

Hamburg. Wie schnell sich Höhen und Tiefen im Leistungssport abwechseln, ist an der Entwicklung der Hockeyherren des Harvestehuder THC beispielhaft abzulesen. Vor zwei Jahren stürzten die Schwarz-Gelben vom Voßberg mit dem Abstieg aus der Bundesliga ins Tal der Tränen. Vor einem Jahr begannen sie ihren Gipfelsturm mit dem Wiederaufstieg. Am Sonnabend (16.30 Uhr, Barmbeker Straße) empfangen sie Tabellenführer Mannheimer HC als bestes Hamburger Team.

Moritz Fuhrmann ist ein viel zu rationaler und besonnener Mensch, um angesichts von Tabellenplatz vier mit Kampfansagen oder wilden Träumereien aufzuwarten. "Mannheim ist klarer Favorit, für uns geht es weiter darum, am Ende der Hauptrunde unter den besten acht zu stehen und die Play-offs zu erreichen", sagt der 22 Jahre alte Abwehrchef des HTHC. Es ist eine Antwort, die man von Sportlern häufig hört, aber einer wie Fuhrmann muss sich dafür keiner vereinsintern auferlegten Sprachregelung beugen. Er weiß die Situation einzuschätzen, weil er mit 16 Jahren in die Ersten Herren aufrückte und dadurch schon vieles erlebt hat.

"Uns fehlt noch die Konstanz, um dauerhaft in der nationalen Spitze mithalten zu können", sagt er. Fehlende individuelle Klasse im Vergleich zu den Topklubs macht das Team von 1992-Olympiasieger Christian "Büdi" Blunck jedoch mit einer mannschaftlichen Geschlossenheit wett, die daraus resultiert, dass es nach dem Abstieg nicht auseinanderbrach, sondern die Leistungsträger halten und sich sogar noch verstärken konnte. Mit Michael Körper kam im März 2010 ein Angreifer, der mit neun Treffern in acht Spielen Rang zwei der Bundesliga-Torjägerliste einnimmt. Besonders aber der Zugang von Deutschlands Hockeyspieler des Jahres 2010, Tobias Hauke, im Sommer habe die Mannschaft "auf ein neues Niveau gehoben", wie Fuhrmann sagt.

Weil der Kader nicht allzu üppig besetzt ist, erhält jeder Spieler immer wieder neue Bewährungschancen, was dazu führt, dass wenig Unzufriedenheit unter den Ersatzleuten herrscht. Auch kleine Rückschläge wie das Verpassen des Viertelfinales in der Hallensaison 2010/11, in die der HTHC als Vizemeister gestartet war, seien kein Problem, weil jeder Spieler sich realistisch einzuschätzen wisse. "Wir hatten in der Vorsaison viel Glück, und wenn man sieht, dass unsere Nord-Konkurrenten UHC und Alster dieses Jahr in der Halle im Endspiel standen, relativiert das unser Ausscheiden auch", sagt Fuhrmann. Man werde daher auch jetzt nicht über unrealistische Ziele wie das Erreichen der ersten vier Plätze im Feld sprechen, sondern den Fokus darauf legen, Spiele wie das gegen Mannheim zu genießen. "Dafür haben wir hart an der Rückkehr in die Bundesliga gearbeitet, um gegen solche Gegner antreten zu können."

Fuhrmann, der wegen seiner Körperlänge von 194 cm unter chronischen Knieproblemen leidet, aus der Innenverteidigung aber kaum wegzudenken ist, will versuchen, sich bei Bundestrainer Markus Weise ins Blickfeld zu spielen. Bislang gab es noch keinen Kontakt, doch sein Traum, bei Olympia 2012 in London für Deutschland aufzulaufen, lebt. Zumal die britische Hauptstadt dann möglicherweise seine Heimat ist, denn der Winterhuder möchte nach Beendigung seiner Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann im Januar 2012 ein Studium beginnen. London ist neben Berlin und Hamburg als Studienort in der Verlosung. Höhenflüge mit dem HTHC beeinflussen seine Entscheidung nicht. Fuhrmann entscheidet mit dem Kopf, nicht mit dem Herzen.