Der nächste Trainerwechsel in der Bundesliga ist perfekt: Michael Skibbe ist nicht mehr Coach in Frankfurt. Daum wird Nachfolger.

Frankfurt/Hamburg. Der Nächste, bitte: Die dritte Trainerentlassung in der Fußball-Bundesliga innerhalb von zwei Wochen ist perfekt. Eintracht Frankfurt hat sich von Chefcoach Michael Skibbe getrennt. Das bestätigte der abstiegsbedrohte Verein am Dienstag. Ein Nachfolger ist bereits gefunden: Christoph Daum kehrt in die Bundesliga zurück und übernimmt das Ruder bei den Hessen. Am Mittwoch soll der ehemalige Kölner und Stuttgarter bereits das Training leiten. In den vergangenen 14 Tagen wurden bereits Armin Veh (HSV), Pierre Littbarski (VfL Wolfsburg), Felix Magath (FC Schalke 04) bei ihren Vereinen vor ihren Aufgaben als Cheftrainer entbunden. Zudem verkündeten der SC Freiburg und Bayer Leverkusen, dass Robin Dutt und Jupp Heynckes ihre Klubs am Saisonende verlassen.

Der ehemalige DFB-Trainer Skibbe besaß bei der Eintracht noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2012. Erst am Sonnabend hatte Frankfurt noch den ersten Sieg in der Rückrunde eingefahren. Beim 2:1 gegen den FC St. Pauli beendete auch Stürmer Theofanis Gekas seine monatelange Torflaute mit zwei Treffern. Doch auch der Sieg gegen die Hamburger konnte Skibbe nicht mehr vor dem Rauswurf bewahren. Skibbe hatte erst im Januar seinen Vertrag bei der Eintracht bis zum 30. Juni 2012 verlängert und war bis zuletzt optimistisch, noch eine Chance zu erhalten. „Davon gehe ich felsenfest aus. Heribert Bruchhagen hat mir nichts anderes gesagt“, meinte der Coach noch am Dienstag in der „Bild“-Zeitung auf die Frage, ob er am Sonnabend in der Partie beim ebenfalls abstiegsbedrohten VfL Wolfsburg weiter auf der Bank säße.

Bruchhagen hatte Skibbe am Dienstag vor dem Training persönlich informiert. „Es ist nie schön einen Trainer zu entlassen, den man selber geholt hat. Das ist auch ein Eingeständnis, das man hilflos ist gegen den Abwärtstrend. Ich trage mindestens genauso viel Verantwortung“, sagte Bruchhagen. Gerüchte, wonach Skibbe eine Abfindung von zwei Millionen Euro erhalte, dementierte der 62-Jährige. Skibbe äußerte sich „natürlich enttäuscht“. Er sei sicher, dass er den Klassenerhalt geschafft hätte. Der 45-Jährige äußerte aber auch Verständnis für die Entlassung. „Die Bilanz und Entwicklung der Rückrunde war sehr unglücklich. Wir haben es nicht geschafft, besseren und vor allem erfolgreichen Fußball zu spielen“, erklärte Skibbe und wünschte der Eintracht unter Daum „alles Gute“.

Christoph Daum trainierte zuletzt in der Türkei bei Fenerbahce Istanbul, wo er im Sommer des vergangenen Jahres Schluss machte. In der Bundesliga betreute der 57-Jährige zuletzt den 1. FC Köln, den er 2009 vorzeitig verließ. Daum war zuvor bereits langjähriger Coach des 1. FC Köln, von Bayer Leverkusen und des VfB Stuttgart, den er 1992 zur deutschen Meisterschaft führte. Aufgrund seiner Kokain-Affäre im Jahr 2000 hatte Daum seine Bundestrainer-Karriere verspielt. „Ich will eine Aufbruchstimmung in Frankfurt erzeugen. Mein Wunsch ist es, dass der 1. FC Köln und die Eintracht drin bleiben. Frankfurt zu übernehmen, ist für mich kein Rückschritt“, sagte Daum dem "Kölner Express": „Die Eintracht ist ein Traditionsverein mit Riesenpotenzial. Ich bin kein Feuerwehrmann, ich bin ein Konzept-Trainer. An die 2. Liga denke ich daher nicht.“ Im Falle des Klassenerhalts soll sich der bis zum Saisonende gültige Vertrag um zwei Jahre verlängern.

Laut Darstellung der Eintracht war die „negative sportliche Entwicklung von Eintracht Frankfurt in den letzten Monaten“ ausschlaggebend für die Trennung von Skibbe. Ihm wurde die Beurlaubung und Freistellung in einem persönlichen Gespräch am Dienstag mitgeteilt. „Auch wenn wir in den letzten acht Wochen nicht so stark gespielt haben, hat Skibbe super Arbeit geleistet. Die Entscheidung ist sehr schade für ihn. Für mich kam die Trennung sehr überraschend, das muss ich erst verarbeiten“, sagte Abwehrspieler Maik Franz über die Ablösung des früheren DFB-Trainers Skibbe.

Der in Köln wohnende Daum hatte mit einer Rückkehr in die Bundesliga bereits seit geraumer Zeit geliebäugelt. „Ich hatte in den vergangenen Monaten einige Angebote aus dem Ausland. Doch ich habe sie in erster Linie abgesagt, weil ich zurück in die Bundesliga möchte. Auf ihr liegt mein Fokus“, hatte der Coach im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" vor knapp zwei Wochen gesagt.

Die Nachricht von Daums Rückkehr in die Bundesliga machte indes schnell die Runde. „Das ist überraschend. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich bin froh, dass wir in Köln einen guten Trainer haben und dass es aufwärts geht“, sagte der Kölner Nationalspieler Lukas Podolski über das Engagement seines ehemaligen Trainers beim FC. „Das hat mit schon ein leichtes Schmunzeln abgerungen. Ruhe wird in die Liga wohl erst kommen, wenn der Bayern-Trainer gefunden ist", sagte Dortmunds Verteidiger Mats Hummels.

Daum stand einst vor einer großen Karriere, bevor die Kokain-Affäre seinen Aufstieg zum Bundestrainer verhinderte. Damals wurde Daum durch eine Haaranalyse der Konsum von Kokain nachgewiesen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) kündigte daraufhin seinen Handschlag-Vertrag, der die Ernennung Daums als Bundestrainer zum Juni 2001 vorgesehen hatte. Der damalige Coach des Bundesligisten Bayer Leverkusen musste nach einem Prozess 10.000 Euro an zwei soziale Einrichtungen zahlen; Rudi Völler übernahm stattdessen die DFB-Elf.

Daum hatte sich zuvor einen Namen als temperamentvoller Motivator gemacht. Unter dem gebürtigen Zwickauer, der nie Profifußballer war, wurde der 1. FC Köln zweimal Vizemeister. Mit Leverkusen musste er sich sogar dreimal mit Platz zwei in der Bundesliga begnügen. In seine Zeit beim Bayer-Werksklub (1. Juli 1996 bis 21. Oktober 2000) fällt auch das „Herzschlagfinale“ 2000, als Bayer am letzten Spieltag die bereits sicher geglaubte Meisterschaft verspielte. Nach einem unglücklichen 0:2 der Leverkusener bei der SpVgg Unterhaching durfte der deutsche Rekordmeister FC Bayern München jubeln.

Der schillernde Daum hat zu dem Branchenprimus eine besondere Beziehung – nicht zuletzt, weil der damalige Bayern-Manager Uli Hoeneß die Kokain-Affäre bekannt machte. Damit verhinderte dieser letztlich die Berufung Daums zum Bundestrainer. Bereits als Trainer-Neuling beim 1. FCKöln (23. September 1986 bis 28. Juni 1990) war Daum mit dem heutigen Bayern-Präsidenten aneinandergeraten. Seinen einzigen großen Titel mit einem deutschen Klub feierte Daum mit dem VfB Stuttgart. 1992 holten die Schwaben die Meisterschaft, im Jahr darauf schied der Verein wegen eines Wechselfehlers von Daum aber bereits in der 1. Runde der Champions League aus. Titel holte er erst wieder während seiner „Wanderjahre“. Er betreute unter anderem Besiktas Istanbul, Austria Wien und in der Saison 2009/10 Fenerbahce Istanbul. (sid/dpa/abendblatt.de)