Magdalena Neuner holt Gold und Silber bei der frostigen Biathlon-WM, Arnd Peiffer gewinnt das Sprintrennen

Chanty-Mansijsk. Magdalena Neuner fiel nach Sprint-Gold und Verfolgungs-Silber auf ihrer Ehrenrunde fast vom Rentierschlitten, Arnd Peiffer musste dagegen erst mal Dampf ablassen. Nach seinem Überraschungssieg auf der Kurzstrecke wurde der Niedersachse im Jagdrennen am Sonntag im Kampf um Bronze vom Norweger Tarjei Bö ausgebremst und verpasste damit seine dritte Medaille bei den Titelkämpfen in Chanty-Mansijsk. "Ich bin ziemlich sauer", sagte Peiffer.

Auf ihr WM-Silber in der Biathlon-Verfolgung am Sonntag war Magdalena Neuner genauso stolz wie über das Gold am Sonnabend. Einen Tag nach ihrem achten Titelgewinn verlor die 24-Jährige aus dem bayerischen Wallgau einen packenden Zweikampf in eisiger Kälte mit Kaisa Mäkäräinen. Als Mittel gegen den Frost hatten sich beide die empfindlichen Stellen des ungeschützten Gesichts abgeklebt.

Nach ihren ersten Strafrunden in Chanty-Mansijsk musste sie der im Sprint zweitplatzierten Finnin im Jagdrennen den Vortritt lassen. Auch bei den Männern gewann mit dem Franzosen Martin Fourcade der Sprint-Zweite. Arnd Peiffer wurde Vierter und sagte: "Meine Goldmedaille habe ich gestern gemacht. Ich kann es verschmerzen."

Magdalena Neuner hat nach ihren Erfolgen - drei Medaillen in drei Rennen - gute Chancen, sich einen Karaoke-Auftritt als Marianne-Rosenberg-Double zu ersparen. Sie hatte mit ihrer Cousine gewettet, auf deren Hochzeit eine musikalische Einlage aufzuführen, wenn sie nicht vier Medaillen nach Hause bringt. In drei Rennen, sagt die 24-Jährige, "werde ich das hoffentlich schon noch schaffen".

Kritik an ihrer Silbermedaille wollte sie gar nicht erst aufkommen lassen. "Warum soll ich mich denn ärgern? Das ist diese typisch deutsche Mentalität. So bin ich aber nicht. Ich freue mich auch über eine Silbermedaille, ich hätte mich auch über eine Bronzemedaille gefreut", sagte Neuner, die der finnischen Siegerin den Sieg "von Herzen" gönnte: "Sie hat ein unglaublich tolles Rennen gemacht."

Am Ende des Verfolgungsrennens lag Neuner, die am Donnerstag bereits Silber im Teamwettbewerb gewonnen hatte, nach ihren ersten beiden Fehlschüssen bei dieser WM 21,6 Sekunden hinter der Weltcup-Spitzenreiterin aus Finnland zurück. Stark unterwegs über die zehn Kilometer war auch Andrea Henkel. Die zweimalige Olympiasiegerin aus Thüringen verbesserte sich von Rang 20 auf Platz vier hinter Bronzemedaillen-Gewinnerin Helena Ekholm aus Schweden. Miriam Gössner wurde Siebte, Kathrin Hitzer belegte Rang 26.

Am Vortag hatte Neuner bei ihrem Gold-Coup ihre Leichtigkeit vorgelebt. Locker und befreit von jeglichem Druck schnappte sie sich den Sprintsieg. Ihr Erfolgsgeheimnis: Nicht mehr siegen müssen, sondern siegen wollen. "Ich bin nicht mehr auf der Jagd. Ich versuche einfach, alles zu genießen. Ich habe ja schon alles erreicht und kann es ganz entspannt angehen."

Arnd Peiffer wunderte sich auch mit der Medaille um den Hals noch über seinen Gold-Coup. "Ich habe immer geträumt, wie es sein würde, ganz oben zu stehen. Aber glauben kann ich es noch nicht so ganz. Mit dem Titel habe ich nicht gerechnet. Vor fünf Jahren, als es nicht so gut lief, hatte ich nicht mal gedacht, dass ich mal ein professioneller Biathlet sein werde", sagte der fünfte deutsche Sprint-Weltmeister und erste Champion aus Niedersachsen.

Im Jagdrennen am Sonntag versperrte Bö beim Spurt Peiffer auf der Zielgeraden den Weg und sicherte sich damit Bronze hinter Fourcade und seinem Landsmann Emil Hegle Svendsen. Nach dem Studium der Videobilder beruhigte sich Peiffer aber schnell wieder: "Es war im Rahmen des Reglements. Jetzt ist es so und ich muss mit dem vierten Platz leben."

Für Andreas Birnbacher, der im Sprint Sechster wurde, war der Kampf um die Medaillenplätze schon mit seinem Start vorbei. Weil er um wenige Zehntelsekunden zu früh aus dem Starthaus lief, brummte ihm die Jury nach dem neuen Regelwerk eine 30-Sekunden-Zeitstrafe auf. Trotzdem verteidigte der Schlechinger seinen starken fünften Platz.

Der dreimalige Olympiasieger Michael Greis, der als Sprint-Neunter in den Verfolger gegangen war, wurde nach drei Strafrunden Elfter. Christoph Stephan leistete sich vier Fehlschüsse und kam auf Rang 16.

"Wir sind mehr als zufrieden. Vier Medaillen nach fünf Rennen, das ist ein toller Auftakt", sagte Chefcoach Uwe Müssiggang. "Auch in den nächsten Rennen haben wir gute Chancen."

Mit zwei Gold- und zwei Silbermedaillen liegt das deutsche Team nach fünf von elf Entscheidungen im Medaillenspiegel vorn. Heute ist in Chanty-Mansijsk Ruhetag.