Im DFB-Pokal-Halbfinale kam es zur dicken Überraschung: Bayern verliert zum zweiten Mal in Folge und steht vor einer Saison ohne Titel.

München. Super-GAU für den FC Bayern, Riesenjubel bei Schalke: Die Königsblauen haben den Münchener Bayern den nächsten Titel-K.o. versetzt und gehen nun als hoher Favorit ins Endspiel um den DFB-Pokal gegen den MSV Duisburg. Vier Tage nach dem 1:3 gegen Borussia Dortmund verloren die Münchner am Mittwoch im Halbfinale beim 0:1 (0:1) gegen die „Königsblauen“ erstmals seit dem 17. August 1991 und 25 Partien wieder ein Pokal-Heimspiel. Vor 69.000 Zuschauern erzielte der Spanier Raul in der 15. Minute das Siegtor für das Team von Felix Magath, der eine triumphale Rückkehr an die frühere Wirkungsstätte feierte. Im Finale am 21. Mai gegen den Zweitligisten aus Duisburg können die Gelsenkirchener eine durchwachsene Saison retten und sogar mit einem Titel krönen. Torhüter Manuel Neuer jubelte: "Das Ruhrgebietsderby in Berlin ist ein Traum. Jetzt wollen wir den ersten Titel seit 2002 holen."

Die Bayern wirkten im zehnten Pokal-Duell mit Schalke eine Halbzeit lang, als hätten sie den Wirkungstreffer des 1:3 gegen Bundesliga-Primus Dortmund noch nicht weggesteckt. Das Team agierte zunächst ideenlos und wie gelähmt, während Magath die „Knappen“ klug und mutig kontern ließ. Jefferson Farfan und Raul drückten dem Spiel ihren Stempel auf, dagegen ging von der Bayern-Flügelzange mit Franck Ribéry und Arjen Robben bis dahin praktisch keine Gefahr für das Tor der Schalker aus. Als sicherer Rückhalt erwies sich dort der von den Bayern umworbene Manuel Neuer, dem in der Allianz Arena allerdings keine Sympathiebekundungen entgegenschlugen („Koan Neuer“).

Wie verwandelt trat Louis van Gaals Elf dagegen in der zweiten Hälfte auf. Mit viel Engagement und hoher Laufbereitschaft ließen die Münchener ihrem Gegner kaum noch Zeit zum Luftholen. Zum Ankurbler schwang sich Robben auf, der sich der Bewachung durch seinen Widersacher Hans Sarpei immer häufiger entzog. Zwingende Aktionen hatten dennoch Seltenheitswert, weil Schalke defensiv stabil blieb. Selbst mit der Brechstange wollte sich der Erfolg nicht einstellen. In der 87. Minute stand Neuer bei Ribérys Schuss goldrichtig. Bei ihren gelegentlichen Kontern hätten die Gäste zuvor sogar alles klar machen können – so bei Farfans Chance in der 77. Minute.

45 Minuten lang wurde der Rekord-Pokalsieger von den Schalkern düpiert. Die Gäste schalteten wie am Sonnabend der BVB blitzschnell um und profitierten bei ihrer frühen Führung zudem von erneuten Unsicherheiten der Bayern-Defensive. Im Anschluss an den zweiten Eckball von Jose Manuel Jurado kam Benedikt Höwedes unbedrängt zum Kopfball und diesen verlängerte Raul ebenfalls per Kopf ins Tor. Sekunden zuvor hatte Mario Gomez mit seiner Rettungstat kurz vor der Torlinie schon das 0:1 durch den Spanier verhindert. Ein Schussversuch von Robben (17.) war zunächst die ganze Ausbeute der sichtlich beeindruckten Bayern.

Während die Münchner Hintermannschaft den flinken Raul weiterhin kaum in den Griff bekam, blieb das Angriffsspiel der Hausherren harmlos. Ribéry leistete sich viele Ballverluste, sein Pendant Robben hatte nur wenige große Momente, weil ihm Sarpei ständig auf den Füßen stand. In der 35. Minute musste Thomas Müller mit seiner Rettungstat auf der Linie sogar das mögliche 0:2 durch den starken Höwedes verhindern, den die Bayern wieder einmal zum Kopfball kommen ließen. Mit deutlich mehr Elan kamen die Münchner zum zweiten Durchgang aus der Kabine. Robben, der an einer scharfen Hereingabe von Danijel Pranjic vorbeirutschte (47.), gab das Signal für einen furiosen Sturmlauf der Gastgeber. Eine Viertelstunde später verfehlten Luiz Gustavo und Mario Gomez nach Robbens Freistoß das längst in der Luft liegende 1:1.

Die Bayern stehen nun vor einem Scherbenhaufen. Einzig in der Champions League haben die Münchener noch Titelambitionen. Kapitän Philipp Lahm gab zu: "Die Saison ist schwer zu retten. Wenn der FC Bayern nicht Deutscher Meister und Pokalsieger wird, ist es keine gute Saison." (dpa/nk)