Rund 100 Meter trennen die zwei Keeper im Pokal-Halbfinale am Mittwoch (20.30 Uhr), beide wollen ihren Strafraum als Bühne nutzen.

München. Vorspielen von Manuel Neuer, Bewerbungsauftritt von Thomas Kraft – oder spielen am Ende beide zusammen beim FC Bayern? In den mindestens 90 Minuten im Pokal-Halbfinale der Münchner gegen den FC Schalke 04 geht es an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) zwar vor allem um den Einzug in das Finale am 21. Mai in Berlin. Aber es ist auch das brisante Duell der Torhüter.

Kraft träumt zwar noch davon, in der neuenSaison die Nummer 1 beim deutschen Fußball-Rekordmeister zu sein. Doch allen voran für Franz Beckenbauer wäre Nationaltorwart Neuer die Wunschlösung. „Wenn man einen Torhüter wie Manuel Neuer bekommen kann, dann muss man ihn holen“, sagte der Münchner Ehrenpräsident über den „bestenTorhüter der Welt“. Derweil ist Kraft „ein großartiges Talent“, das aber noch Konstanz beweisen muss.

Bis zum 30. Juni 2012 steht Neuer, der einen Tag vor dem Pokal-Schlager sein 20-jähriges königsblaues Vereinsjubiläum feierte, bei den Gelsenkirchenern noch unter Vertrag. Falls die Königsblauen noch einmal Geld sehen wollen, dann müssten sie ihn vorzeitig verkaufen. Auch wenn das Trainer Felix Magath in all seinen Statements immer ausschloss – auch vor dem brisanten Halbfinale.

Und Kraft? Glänzend startete der 22-Jährige als Nachfolger von Jörg Butt in seine im Winter begonnene Amtszeit als Nummer 1 im Bayern-Tor, meisterte eine erste Reifeprüfung beim 1:0 gegen Inter Mailand eindrucksvoll. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus. Verlängern mag er eigentlich nur, wenn er in der neuen Spielzeit auch als Stammtorwart auflaufen darf. „Ich werde ständig auf Neuer angesprochen, aber das interessiert mich nicht“, sagte Kraft. Vielmehr möchte sich der in der Gunst der Bayern-Fans hoch im Kurs stehende Keeper im Kasten beweisen. Herzblut-Schalker Neuer selbst äußerte sich stets ergebnisoffen, würde aber natürlich gerne in der kommenden EM-Saison auch im Europapokal seine Glanzparaden zeigen. Das kann er mit Schalke wohl nur, wenn die Knappen den DFB-Pokal holen – also am Mittwoch zunächst in München gewinnen.

Die Münchner Bosse sind dieser Tage bemüht, dem Torwart-Thema keinen großen Platz einzuräumen. Auffallend gedämpft fiel das Lob für Jungspund Kraft nach dessen starker Vorstellung in Mailand aus. An den Spekulationen um Neuer möchten sich die Bayern-Bosse im Vorfeld der Partie nicht beteiligen. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge stellte aber in Abrede, dass der Rekordmeister mit Neuer bereits eine Vereinbarung getroffen habe: „Ich sage ganz klar, dass es den Deal nicht gibt.“

Trainer Louis van Gaal ließ dagegen plötzlich durchblicken, dass eine Verpflichtung des 24-Jährigen aus dem Ruhrpott passen könnte. „Jeder Verein braucht zwei Spitzentorhüter“, sagte van Gaal. Auf die Feststellung, dass Kraft nicht verlängern werde, wenn ihm die Bank drohe, entgegnete der Coach knapp: „Dann muss er weggehen.“

Ein Satz van Gaals – vielleicht war es nur ein Versprecher oder der Sprachbarriere geschuldet – gab zumindest Anlass zur Spekulation, dass der Neuer-Deal schon viel weiter sein könnte als bislang öffentlich eingeräumt. Auf die Frage, wen er denn spielen lassen würde, wenn er die Wahl zwischen den beiden hätte, antworte der Niederländer vor dem Dortmund-Spiel: „Ich darf darüber nicht nachdenken, weil dieser Neuer ist noch nicht bei Bayern München.“