Die Hallen-WM in Posen zeigt, dass auch die Konkurrenz verstärkt auf deutsches Know-how setzt

Posen. Für Peter Jones ist der Fall klar. "Ihr Deutschen", sagt der 52 Jahre alte Cheftrainer der US-Hockey-Herren, "seid mit Abstand die Besten in der Halle. Eure acht besten Vereinsmannschaften hätten alle die Chance, diese WM zu gewinnen." Jones weiß, wovon er spricht. 2003 nahm er in Leipzig an der ersten Hallenhockey-Weltmeisterschaft teil, damals noch als Spieler des US-Teams, das Rang elf belegte. Was er dort von den deutschen Teams sah, die bei Herren und Damen den Titel holten, hat ihn nachhaltig beeindruckt. "Die taktische Ordnung und Disziplin, gepaart mit Schnelligkeit und akkuratem Passen, das gibt es in der Form nur im deutschen Hallenhockey", sagt Jones.

Kein Wunder also, dass sich der Coach bei der Hallen-WM im polnischen Posen deutscher Expertise bedient. Mit dem ehemaligen Bundesligakeeper Heiko Milz, 38, der in Hamburg die Torwartschule "Magic Goalies" betreibt, hat er seinen Trainerstab verstärkt. "Heiko hilft uns mit seiner Erfahrung enorm", sagt Jones. Zusätzlich hat er mit den Bundesliga-Legionären Moritz Rünzi (Münchner SC) und Steven Mann (Zehlendorfer Wespen) auch zwei Spieler in seinem Kader, die in Deutschland aktiv sind.

Die USA sind mit ihrer Orientierung in Richtung des deutschen Spielstils indes keinesfalls allein. 24 Mannschaften sind in Polen am Start, zehn beschäftigen deutsche Trainer in ihrem Stab. Neben den deutschen Teams sind dies Tschechiens Damen mit Chris Faust (Chef) und Lutz Könnings (Co), Tschechiens Herren mit Torsten Althoff (Chef), Namibias Teams mit Wolfgang Kluth als Supervisor, die US-Herren mit Milz als Torwart-Trainer, die niederländischen Männer mit Robin Rösch (Chef) und Florian Keller (Co), Australiens Männer mit Paul Lissek als Berater sowie Österreichs Herren mit Frank Hänel als Cheftrainer.

Hänels Erklärung, warum so viele Nationen auf Coaching made in Germany setzen, ist einfach: "Unser Know-how setzt sich durch, vor allem in puncto Taktik haben wir immer noch die Nase vorn." Der Start sei dennoch nicht einfach gewesen. "Am Anfang gab es schon Probleme mit der unterschiedlichen Mentalität", gibt er zu. Spätestens seit dem Gewinn der Hallen-EM 2010 vertraue man ihm aber zu 100 Prozent. Erfolge wie jener EM-Triumph zeigten zudem, dass die deutsche Dominanz mehr und mehr bröckelt.

Das, findet Robin Rösch, sei auch kaum verwunderlich angesichts des Wissenstransfers von Deutschland in die Hockeywelt. Der 40-Jährige arbeitet seit sechs Jahren in den Niederlanden, seit vier Jahren betreut er als Chef das Hallenteam, das von der Feld-Auswahl strikt getrennt ist. Rösch lobt die Professionalität der Niederländer, die trotz ihres eigenen Standards im Welthockey nicht zu stolz seien, einen Trainer aus dem Land des Erzrivalen zu beschäftigen. "Sie erkennen an, dass wir Deutschen noch die Nation Nummer eins in der Halle sind, aber sie tun alles, um uns einzuholen", sagt er. 2007 in Wien fehlten die Oranjes im WM-Feld, diesmal verlangten sie den Deutschen beim 5:8 im Gruppenspiel bereits alles ab.

So weit sind die USA, die in Posen um Platz elf spielen, noch nicht, und geht es nach Jones, dann wird auf Sicht auch niemand die Deutschen dauerhaft überholen. "Viele orientieren sich am deutschen Hockey. Aber Deutschland wird das Original bleiben."