Der DHB bekannte sich in einer umständlich formulierten Erklärung zu seinem Trainer. Arbeitsgruppe “Unterstützung Nationalmannschaft “ tagt Freitag.

Hamburg. Heiner Brand bleibt Handball-Bundestrainer und soll mit Unterstützung einer Expertengruppe die deutschen Männer wieder konkurrenzfähig machen. Bedingung für sein Weitermachen ist aber ein eindeutiges Bekenntnis aller Beteiligten des Deutschen Handballbundes (DHB) und des Bundesliga-Verbandes HBL. Darauf habe der Bundestrainer aufgrund seiner Verdienste um den deutschen Handball und zur Motivation für die weitere Lösung der anstehenden Aufgaben einen Anspruch, teilte der DHB in einer umständlich formulierten Erklärung mit. Verbandschef Ulrich Strombach und Vizepräsident Horst Bredemeier sicherten Brand bei einem Spitzentreffen am Vortag in Gummersbach ihre volle Rückendeckung zu und sprachen ihm das Vertrauen aus.

Eine Arbeitsgruppe "Unterstützung Nationalmannschaft" soll Brand bei der Lösung der akuten Probleme als auch perspektivisch helfen. Der Task-Force gehören neben Strombach, Bredemeier und Brand Liga-Präsident Reiner Witte sowie die Klubmanager Bob Hanning (Füchse Berlin) und Volker Zerbe (TBV Lemgo) an. Das Gremium will sich am Freitag zum ersten Mal treffen und künftig auch weitere Experten in die Arbeit einbinden.

Von Brands Entscheidung, ob er seinen bis 30. Juni 2013 verlängerten Vertrag erfüllt, hängt die künftige Ausrichtung und Aufstellung der Nationalmannschaft ab. An der geforderten Rückendeckung aus allen Lagern wird es dabei kaum mangeln. Die Zeit drängt. In fünf Wochen stehen die wichtigen Partien gegen Island in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2012 an. Nach einem Remis gegen Österreich und einem Erfolg in Lettland ist mindestens ein Sieg gegen den Olympiazweiten von 2008 Pflicht, um weiter im Rennen um die EM-Teilnahme zu bleiben. In Serbien böte sich für die Nationalmannschaft im Januar 2012 die letzte Chance, ein Olympia-Qualifikationsturnier zu erreichen. Dazu wäre bei der WM in Schweden ein Platz unter den ersten sieben nötig gewesen. Die deutsche Mannschaft wurde Elfter.

Und auch in Sachen Grundlagenvertrag zwischen DHB und Ligaverband herrscht Zeitdruck. Die Liga hatte die zum 31. Oktober auslaufenden Vereinbarungen gekündigt. Jedoch rechnete HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann vor der zweiten Gesprächsrunde heute in Hamburg nicht mit schnellen Ergebnissen: "Die Beziehungen sind sehr komplex. Das werden wir so schnell nicht alles hinbekommen." Die Forderungen des Bundestrainers nach mehr Vorbereitungszeit für die Nationalmannschaft und einer strukturierteren Nachwuchsarbeit der Vereine stehen mit auf der Tagesordnung. Bohmann: "Vielleicht haben wir uns zu lange auf den Lorbeeren ausgeruht."

Am Freitag sollen dann von der Task-Force erste Sofortmaßnahmen eingeleitet werden, "damit wir das leckgeschlagene Schiff wieder flottbekommen. Ob allerdings eine Quote von deutschen Spielern für die Vereine das Allheilmittel ist, weiß ich nicht", sagte Ligachef Witte. Brand hatte die Quotenregelung immer wieder gefordert. Auf den Schlüsselpositionen fast aller Spitzenklubs spielen ausländische Akteure. Der Bundestrainer sieht darin einen Grund für die fehlende Hierarchie in seinem WM-Team. "Ich bin gespannt, ob man sich in Kreisen der Liga der Mitverantwortung für dieses Problem bewusst ist", sagte Brand.