Ein Kommentar von Achim Leoni

Schnellschüsse können im Handball leicht nach hinten losgehen. Die deutsche Nationalmannschaft hat das bei der WM in Schweden gerade leidvoll erfahren müssen. Die Reaktion des Verbandes auf den enttäuschenden elften Platz und das absehbare Olympia-Aus ist das Gegenteil von einem Schnellschuss, und das macht sie nicht minder enttäuschend. Sie klingt nach angestrengtem Stillstand, verpackt in wolkigen Worthülsen.

Die Gründung einer Arbeitsgruppe als Sofortmaßnahme erinnert ungut an den Task-Force-Aktionismus, in den der Deutsche Fußball-Bund nach dem blamablen EM-Ausscheiden vor elf Jahren verfiel. Nichts gegen den Dialog mit der Bundesliga: Er soll, er muss sogar geführt werden. Aber eine solche Arbeitsgruppe wäre nur dann glaubwürdig und vor allem handlungsfähig, wenn sich darin auch Vertreter der Spitzenvereine wiederfänden (die Füchse Berlin zählen sich trotz ihres zweiten Tabellenplatzes selbst nicht dazu).

Sie ist jedenfalls nicht der Neuanfang, den Heiner Brand gefordert hat. Dass der Deutsche Handball-Bund an seinem Bundestrainer festhält, war zu erwarten, nicht nur weil er mit der Verbandsspitze freundschaftlich verbunden ist. Brand hat dem Handball ein Gesicht gegeben, das auf die Schnelle nicht zu ersetzen ist. Aber der einstige Weltmeistercoach hat die Frage offengelassen, ob und, wenn ja, in welcher Funktion er für besagten Neuanfang überhaupt zur Verfügung steht. Solange sie nicht klar beantwortet wird, bleibt jedes weitere Gespräch überflüssig.