Zwei 23-Jährige stehen bei den Australian Open im Endspiel. Die “alten Hasen“ Nadal und Federer können in Melbourne nur noch zuschauen.

Melbourne. Nach 3:46 Stunden riss Andy Murray beide Arme hoch und blickte glücklich zum Himmel, Mutter Judy sprang in der Spielerbox auf und applaudierte euphorisch. Es war vollbracht: Durch einen hart erkämpften 4:6, 7:6 (7:2), 6:1, 7:6 (7:2)-Erfolg im Halbfinale gegen David Ferrer (Spanien) ist der Schotte seinem Freund Novak Djokovic (Serbien) ins Endspiel der Australian Open gefolgt. "Ich bin sehr, sehr glücklich, durchgekommen zu sein", sagte er.

Melbourne sieht damit am Sonntag (9.30 Uhr, Eurosport live) das erste Grand-Slam-Finale zwischen zwei Spielern der Generation nach Roger Federer und Rafael Nadal. Murray und Djokovic sind beide erst 23 Jahre alt. "Ich weiß nicht, ob das nun gut für das Tennis ist, dass keiner der beiden im Finale steht", sagte Murray, "ich persönlich stehe lieber selbst in einem Endspiel, als Roger und Rafa dabei im Fernsehen zu bewundern."

Er hofft nun, dass der Sonntag der Beginn einer Serie von großen Finals zwischen ihm und Djokovic ist. "Novak und ich sind gute, langjährige Freunde, wir trainieren oft miteinander, es wird keine Geheimnisse geben", erklärte Murray, "es wird brutal am Sonntag." Vor allem weil er 24 Stunden weniger Erholungspause hat als sein exakt eine Woche jüngerer Kumpel aus Belgrad. Der erholte sich am Freitag von seinem Halbfinalsieg gegen den Schweizer Federer mit einem Spaziergang im Botanischen Garten und kündigte an: "Ich werde mir Murray gegen Ferrer im Bett vor dem Fernseher anschauen, mit einer Tüte Popcorn."

Murray tauchte nach der Partie sofort in ein Eisbad, um seine Muskulatur zu entspannen. Die Partie gegen den 28 Jahre alten Ferrer forderte ihm alles ab und begeisterte die 15 000 Zuschauer in der Rod-Laver-Arena. "Es war das erwartet harte Match", erklärte er, "David ist ein großartiger Athlet und Wettkämpfer." Die Partie war über weite Strecken hochklassig und ausgeglichen. Der Außenseiter aus Spanien suchte mutig seine Chance und attackierte Murray immer wieder mit seiner knallharten Vorhand. Beide Spieler zeigten enormen läuferischen Einsatz und brachten unglaubliche Bälle ins Feld zurück. "Ferrer spielte wie eine Ziegelwand, alles kommt von der Grundlinie wieder", sagte der Brite.

Auf der britischen Insel wird nun wieder das Jahr 1936 zitiert und der Name Fred Perry. Keine Grand-Slam-Nation wartet länger auf einen eigenen Grand-Slam-Champion. Perry war der letzte bei den US Open. Zweimal bereits, 2008 in New York und im Vorjahr in Melbourne schickte sich Murray an, diese lange Wartezeit zu beenden, beide Male scheiterte er an Federer. "Diese historische Sache interessiert mich nicht so sehr", sagt Murray, "ich möchte mir einen Traum erfüllen." Djokovic führt im direkten Vergleich 4:3, kassierte aber in den letzten drei Matches auf Hartplatz Niederlagen. "Es ist schön zu sehen, wenn ein langjähriger Freund gut spielt", sagte der Serbe, der seinen bislang einzigen Grand-Slam-Titel 2008 in Melbourne gewann.

Im Endspiel der Damen stehen sich am Sonnabend (9.30 Uhr, Eurosport) die Chinesin Li Na und Kim Clijsters aus Belgien gegenüber.