Die deutsche Tennis-Hoffnung sorgte in Melbourne für Furore, nun ist der Siegeszug vorbei: Die Chinesin Li Na siegte deutlich.

Melbourne. Der Traum ist ausgeträumt, Deutschlands neue Tennis-Hoffnung ist in Melbourne ausgeschieden: Andrea Petkovic hat den Einzug ins Halbfinale der Australian Open verpasst. Die Chinesin Li Na siegte im Viertelfinale verdient. Die Darmstädterin unterlag am Dienstagmorgen der Weltranglisten-Elften Li Na aus China glatt mit 2:6, 4:6. Petkovic konnte in dem Match zu ungewohnt früher Stunde um 11.00 Uhr Ortszeit nie an die Leistung ihres Achtelfinal-Erfolges gegen Maria Scharapowa anknüpfen und muss damit weiter auf den ersten Einzug unter die letzten Vier bei einem Grand-Slam-Turnier warten.

„Ich habe nicht so gut wie zuletzt gespielt“, sagte Andrea Petkovic, „dennoch war das eine tolle Erfahrung, von der ich jede Minute genossen habe.“ Li bieb auch in ihrem zehnten Match in diesem Jahr ungeschlagen, nachdem sie bereits das Vorbereitungsturnier in Sydney gewinnen hatte.

Die 28-Jährige ist ohne Satzverlust ins Halbfinale eingezogen, dass sie bereits im Vorjahr erreicht hatte. Für Petkovic ist die Chinesin in dieser Verfassung Turnierfavoritin: „Manchmal hat man während eines Matches den Eindruck, dass jemand wirklich stark ist“, erklärte die Darmstädterin, „man spürt das Selbstvertrauen und so eine Aura.“

Die Asiatin zog in Melbourne ohne Satzverlust in die Vorschlussrunde ein. „Ich habe heute sehr gut gespielt, aber um das Turnier zu gewinnen, muss ich noch zweimal siegreich sein“, erklärte Li, „aber nett von Andrea, dass sie so etwas sagt.“ Lis Gegnerin in der Vorschlussrunde ist entweder die Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki (Dänemark) oder Francesca Schiavone (Italien).

Das Match begann vor etwa 12.000 Zuschauern in der Rod-Laver-Arena geradezu ideal für die Deutsche. Nach einem schnellen 0:40-Rückstand im ersten Spiel gelang ihr dennoch ein Break, dem sie einen eigenen Aufschlaggewinn folgen ließ. Doch trotz der 2:0-Führung fand „Petko“ nie in ihr Spiel.

Die Grundschläge blieben oft zu kurz, während Li fast fehlerfrei die Bälle mit großer Sicherheit kurz vor die Grundlinie spielte und so Petkovic ständig unter Druck setzte. „Li hatte eine unglaubliche Länge in ihren Schlägen“, sagte die Verliererin, „außerdem war sie bei meinen Schlägen sehr stabil.“

Die Darmstädterin musste den Ausgleich zum 2:2 hinnehmen und verlor in der Folge weitere vier Spiele und den ersten Satz. Vereinzelte Anfeuerungsrufe, „Andrea wach auf“ halfen da auch nicht. Petkovic wirkte müde, bewegte sich nicht so flüssig wie sonst und schien auch verkrampft und nervös.

„Es war wohl einfach nicht die richtige Zeit für mich, ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen“, erklärte „Petko“. Vor den Australian Open in Brisbane und in den letzten drei Matches in Melbourne hatte sie nur Nacht-Matches, jetzt war ihr ganzer Rythmus durcheinander: „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, mir hat etwas Energie in den Beinen gefehlt“, erklärte die Hessin, „aber das ist etwas, mit dem ich als Profi zurechtkommen muss.“

Insgesamt unterliefen Petkovic 20 unerzwungene Fehler, der Anteil der erzwungenen Fehler war aber wesentlich höher. Oft stand Petkovic einfach nicht richtig zum Ball, weil ihr die Filzkugeln viel zu schnell direkt vor die Füße fielen.

Auch der zweite Satz begann mit einem Break für Petkovic, aber wieder konnte sie die Führung nicht lange halten, das Rebreak gab es erneut zum 2:2. Immerhin hielt Petkovic danach das Match bis zum 4:5 offen, auch wenn sie zwischendurch nach einem Winner von Li frustriert den Schläger auf den Boden knallte. Die Entscheidung gab es schließlich beim Break für Li zum 4:6, als eine Vorhand von Petkovic beim ersten Matchball ins Aus hinter die Grundlinie segelte. Das Match dauerte exakt 1:20 Stunden.

Petkovic kann mit ihrem Abschneiden beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres dennoch zufrieden sein. Erstmals hatte sie das Viertelfinale eines der vier Major-Turniere erreicht und ist ihrem Ziel, die Top-20 der Weltrangliste zu erreichen, deutlich näher gekommen. Von Platz 33 wird sie in der neuen Weltrangliste auf Rang 25 klettern.