Ich bin fertig. Diese deutsche Mannschaft hätte eine hervorragende WM spielen können, doch dann schenken wir die Spiele gegen Spanien und jetzt gegen Ungarn her. Statt den Einzug ins Halbfinale zu feiern, müssen wir um die Teilnahme an der Olympia-Qualifikation für 2012 bangen. Gegen Norwegen geht es heute um die Zukunft der Nationalmannschaft. Und die Begegnung, fürchte ich, wird richtig unangenehm.

Heiner Brand sagt, seine Spieler seien müde gewesen, ausgebrannt. Ich habe mal nachgezählt: Die Ungarn haben in Schweden genauso viele Spiele wie die Deutschen bestritten. Was ist also passiert? Es war der Klassiker! Da holen wir einen 1:4-Rückstand auf, machen 6:0 Tore in Folge, plötzlich aber wirft die Mannschaft jede taktische Disziplin über den Haufen, nimmt unnötig Würfe aus schwierigen Positionen. Habe ich dem Team gegen Frankreich Hasenfüßigkeit vorgeworfen, war es diesmal das Gegenteil - Übermut. Nach dem starken Spiel gegen die Isländer und mag mancher nach dem 7:4 geglaubt haben, der Ball gehe ab sofort von selbst ins Tor. Dieser Irrglaube ist im Handball oft genug bestraft worden.

Aber: Ich habe bei uns auch wieder eine ordnende Hand vermisst, einen Spielgestalter. Michael Kraus hätte die Fähigkeiten, in Schweden hat er sie zu selten gezeigt. Pascal Hens hat bei dieser WM als Führungsspieler an Format gewonnen. Er hilft seinen Kollegen, redet mit ihnen, er ist jedoch überfordert, neben seiner Rolle als Schütze auch noch die des Lenkers zu geben. Es waren nicht nur zum Teil haarsträubende Nachlässigkeiten im Abschluss, die uns den Sieg gekostet haben, wir sind den Ungarn auch immer wieder auf den Leim gegangen, weil wir uns von ihnen in den Innenblock locken ließen und dabei den Ball verloren. Wenn die Ungarn eine Stärke haben, das sind es diese Hünen im Innenblock. Das sollte jeder Bundesligaspieler wissen - trotz aller Müdigkeit, die ich nicht kleinreden will.

HSV-Sportchef Christian Fitzek, 49, bestritt 109 Länderspiele