Abendblatt-Experte Christian Fitzek optimistisch für die Hauptrunde, kritisiert aber Kreisläufer Preiß

Na bitte, möchte man ausrufen, es geht doch! Wenn man aus dem Sieg gegen die Tunesier etwas mitnehmen sollte, dann dies: Mut für die Hauptrunde. Wie wichtig Selbstvertrauen im Handball ist, haben wir bei der Niederlage gegen Frankreich im negativen Sinne erleben müssen. Wenn der Eindruck nicht täuscht, hat die deutsche Mannschaft es gestern zumindest teilweise zurückgewonnen. Und, vielleicht noch wichtiger: Sie hat gezeigt, dass sie aus ihren Fehlern lernen kann. Da wurde der Ball aus der Abwehr zügig nach vorn gespielt, da war die Entschlossenheit erkennbar, mit Druck Richtung Tor zu gehen. Besonders unserem Kapitän Pascal Hens wird dieses Spiel gut getan haben, nicht nur seiner sechs Tore wegen. Er hat auch als Motivator wertvolle Aufbauarbeit geleistet.

Natürlich, das Niveau der Tunesier ist nicht ansatzweise mit dem der Franzosen zu vergleichen. Sie hatten nicht die Qualität, den Ausfall zweier ihrer besten Spieler aufzufangen. Und sie haben sich, wie wir am Vortag, in der zweiten Halbzeit irgendwann aufgegeben. Von da an war es leichtes Spiel für uns.

Vollständig überdecken konnte es die Defizite nicht. Mit der offensiven Deckung der Nordafrikaner sind wir wieder nicht klargekommen. Da wäre der Kreisläufer gefordert gewesen. Er hätte sich anbieten, die Abwehr in Bewegung bringen, Räume für den Rückraum schaffen müssen. Aber wo war Sebastian Preiß? Er klebte auf der Linie fest, sogar noch nachdem ihn Heiner Brand in der Auszeit explizit auf diesen Fehler hinwies. Überhaupt dauerte es mir zu lange, bis die Anweisungen des Bundestrainers umgesetzt wurden.

Sei's drum. Wir haben zumal auf der Torhüterposition die Qualität, um die Hauptrunde erfolgreich zu gestalten. Platz sieben ist trotz 0:4 Punkten kein vermessenes Ziel. Vom Halbfinale sollten wir nicht sprechen. Diesen Traum haben wir mit der unnötigen Niederlage gegen Spanien selbst beerdigt..

Abendblatt-Kolumnist Christian Fitzek, 49, spielte 109-mal für die deutsche Nationalmannschaft