Der Reinbeker Tennisprofi Julian Reister könnte als Nachrücker beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison in Australien antreten.

Hamburg. Seinen Namen sucht man in den Spielansetzungen der ATP-Tour in dieser Woche vergeblich. Untätig ist Julian Reister aber keineswegs. Der 24 Jahre alte Tennisprofi aus Reinbek trainiert jeden Tag am Stützpunkt des schleswig-holsteinischen Verbands in Wahlstedt, um sich für den Saisonstart zu rüsten. Wann dieser sein wird, das weiß Reister allerdings noch nicht. Als Weltranglisten-114. ist er nicht automatisch für das Hauptfeld der Australian Open in Melbourne qualifiziert. Das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres startet am kommenden Montag, und Reister wird nur ans andere Ende der Welt fliegen, wenn er aufgrund von Absagen ins Hauptfeld nachrückt. Wenn es nicht klappt, schlägt er erstmals beim Challenger-Turnier in Heilbronn in der letzten Januar-Woche auf.

"Am Freitag läuft in Melbourne die Meldefrist ab, bis dahin halte ich mich bereit", sagt er. Dass er nicht schon, wie in den Jahren zuvor, kurz nach Weihnachten ins Flugzeug gestiegen war, um die ersten Turniere des Jahres auf dem Fünften Kontinent zu absolvieren, hatte einen simplen Hintergrund. Reister laboriert an Problemen mit den Weisheitszähnen, alle vier sollen entfernt werden, nur der Zeitpunkt für die Operation war lange nicht klar. Jetzt steht fest, dass sie erst nach dieser Saison stattfinden wird. Die Zeit in der Heimat nutzte er, um intensives Kraft-Ausdauertraining zu betreiben. "Ich muss bei 190 Zentimetern und 89 Kilogramm eine Menge Masse bewegen. Im vergangenen Jahr habe ich gemerkt, dass ich auf dem Gebiet noch viel Potenzial habe. Daran arbeite ich jetzt, genauso wie an Aufschlag und Return", sagt er.

An seinem grundsätzlichen Ziel, sich an jedem Tag zu verbessern, will Reister, der seit Sommer eine Wohnung in Hamburg sucht, natürlich weiterhin festhalten. Gern erinnert er sich an die sportlichen Höhepunkte des Vorjahres, das Drittrundenmatch bei den French Open in Paris gegen sein Idol Roger Federer und den Achtelfinaleinzug beim Heimturnier am Rothenbaum. "Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke", sagt er.

Dass ihm der Sprung in die Top 100 der Welt knapp misslang, hat ihn allerdings gewurmt. "Ich habe gespürt, dass ich mit den Besten mithalten kann. Was mir fehlt, ist Erfahrung und Konstanz", hat er erkannt. In diesem Jahr will er deshalb seinen Turnierplan modifizieren. Sein Engagement in der Schweizer Liga entfällt, in der Bundesliga wird er für Kurhaus Aachen nur ausgewählte Spiele bestreiten. Vor allem aber will er nicht für wenige Wochen in die USA reisen, sondern eher bei guten Challengerturnieren Punkte sammeln, um den Vorstoß in die Top 100 und dann den Angriff auf die besten 50 realisieren zu können. "Ich will einfach wieder mehr Tennis spielen, als Tennis zu arbeiten", sagt Julian Reister. Dass er dafür hart arbeiten muss, bevor das Spielen beginnt, nimmt er in Kauf.

Der Hamburger Mischa Zverev (23, Nr. 81) konnte wegen einer Grippe in dieser Woche nicht beim ATP-Turnier in Sydney starten, steht aber bei den Australian Open im Hauptfeld. Der Lübecker Tobias Kamke (24, Nr. 67) trifft beim ATP-Turnier in Auckland (Neuseeland) heute auf den Spanier Pere Riba.