Trotz zweier Niederlagen der deutschen Handballer auf Island hält Trainer Heiner Brand an seinem Kader fest und verzichtet auf Jansen.

Reykjavík/Hamburg. Wie sein heutiger Tag aussieht, wusste Torsten Jansen gestern noch nicht genau. Er könnte mit den HSV-Handballern ins Training starten, wobei ihm Trainer Martin Schwalb signalisiert habe, dass er sich noch ein paar Tage freinehmen dürfe. Und so ganz sicher konnte sich der Linksaußen auch nicht sein, ob ihn Bundestrainer Heiner Brand nicht doch noch einmal zum Lehrgang in Ahrensburg einladen würde.

Doch dazu hätte wohl schon etwas Außergewöhnliches passieren müssen am Wochenende auf Island, wo die Nationalmannschaft ohne Jansen ihre letzten beiden Testspiele vor der Weltmeisterschaft mit 23:27 und 27:31 verlor. Mit welchen 16 Spielern er am Freitag in Schweden in das erste Turnierspiel gegen Ägypten geht, diese Entscheidung will Brand bereits getroffen haben. Öffentlich machen wird er sie frühestens morgen Abend nach den abschließenden vier Trainingseinheiten: "Die Erfahrung lehrt, dass man bis zum letzten Moment warten sollte." So lange dürften sich alle 19 zum Lehrgang berufenen Auswahlspieler noch Hoffnungen machen. Auf die Nachfrage, ob auch Jansen, 34, noch einmal zur Mannschaft stoße, widersprach sich Brand allerdings selbst: "Nein, er nicht."

Es ist nicht einfach, die Vorgänge um die Auswahl des Deutschen Handball-Bunds (DHB) zu deuten. Die Merkwürdigkeiten fangen bei der Leistung an: Der gute Eindruck des Sieges gegen Schweden vor einer Woche in Hamburg verflüchtigte sich auf Island fast rückstandslos, auch wenn Brand sein Team nach eigenem Maßstab "über weite Strecken auf Augenhöhe" mit dem Olympiazweiten wähnte. Er wird vor allem an Michael Kraus gedacht haben, der nicht nur wegen seiner insgesamt 13 Tore eine fast vergessene Qualität an den Tag legte: Der Hamburger Spielmacher führte die Mannschaft, wahlweise auch von der halblinken Position.

Kapitän Pascal Hens war dazu schon deshalb nur bedingt in der Lage, weil er das zweite Spiel am Sonnabend teils mit bandagiertem Knie auf der Bank erlebte. Es sei wohl nichts Schlimmes, vermutete der HSV-Rückraummann. Genaues war gestern über Holger Glandorf zu erfahren. Lemgos rechter Rückraumspieler ist nach seiner Knieoperation schmerzfrei. Für ihn wird der Großwallstädter Steffen Weinhold weichen müssen, der wie Jansen nicht mit nach Island reisen durfte.

Den dritten Strich in seinem vorläufigen Kader dürfte Brand erst am Vorabend des Turniers vornehmen. Es wird wohl einen der drei Torhüter treffen. Aber welchen? Carsten Lichtlein vom TBV Lemgo, der schon bei früheren Turnieren öfter dabei als mittendrin war, durfte auf Island zwei Halbzeiten spielen. Die Stammspieler Silvio Heinevetter (Berlin) und Johannes Bitter vom HSV kamen nur 30 Minuten zum Einsatz. Das nährt die Spekulation, dass Brand zunächst nur 15 Spieler benennt, um kurzfristig einen dritten Torhüter nachmelden zu können.

Torsten Jansen aber, 2007 ein Garant des WM-Heimsieges, würde nur eine Verletzung von Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen) oder Dominik Klein (Kiel) noch nach Schweden bringen. Zweifel an der Eignung der beiden Linksaußen für die von Brand bevorzugte Sechs-null-Abwehr wischte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier beiseite: "Sie haben auf der halblinken Position gute Arbeit geleistet."