Brand muss drei Spieler aus seinem WM-Aufgebot streichen. Die Wahl fiel lange nicht so schwer. Hens, Kraus und Bitter vom HSV gelten als sicher.

Ahrensburg. Pascal Hens hat den großen Konferenzraum des Park-Hotels Ahrensburg kaum betreten, da will er auch schon wieder weg. "Ein Traum! Genau das können wir gebrauchen", jubelt der Kapitän der Handball-Nationalmannschaft, als ihm ein Sponsorenvertreter einen Stapel Filme überreicht: "Ich muss gleich aufs Zimmer." Ein bisschen Zeitvertreib wird nicht schaden: Die Januartage können lang werden in Schweden, wo am Donnerstag kommender Woche die Weltmeisterschaft beginnt. Für Hens, 30, wird es die fünfte sein. Das ist eine der wenigen Gewissheiten, an denen Bundestrainer Heiner Brand zu Beginn der kurzen Vorbereitung nicht rütteln lässt: "Pascal wird seinen Einfluss auf die Mannschaft ausüben. Zu ihm schauen die jungen Spieler auf."

19 Kandidaten für 16 WM-Planstellen hat Brand zum Lehrgang in Ahrensburg zusammengezogen. Der überzeugende 28:23-Testspielsieg gegen den WM-Gastgeber am Montag in Hamburg hat das Bewerbungsverfahren nicht entscheidend vorangebracht. Alle eingesetzten Spieler konnten einigermaßen überzeugen, Spielmacher Michael Kraus sowie die Torhüter Silvio Heinevetter und Johannes Bitter sogar sehr. Ausnehmen könnte man am ehesten Hens, der sich allerdings Brands Rückendeckung sicher sein kann: "Pascals Leistungen beim HSV lassen einen klaren Aufwärtstrend erkennen."

Der Bundestrainer wird also gute Argumente brauchen, wenn er einigen Spielern erklärt, warum ausgerechnet sie die Reise zu den beiden verbleibenden Vorbereitungsspielen am Wochenende auf Island nicht mitmachen werden. "Ich bin aber ganz froh, dass wir uns nach der enttäuschenden EM vor einem Jahr so weiterentwickelt haben, dass ich die Qual der Wahl habe", sagt Brand. In der Vergangenheit reduzierte sich sein Kader infolge von Verletzungen oftmals von selbst. Diesmal stehen ihm alle Wunschspieler zur Verfügung. Das sei zuletzt vor neun Jahren so gewesen, als Deutschland bei der EM in Schweden bis ins Finale vorstieß und eine Erfolgsserie begründete, die im WM-Heimsieg 2007 gipfelte.

Holger Glandorf, einer von zehn verbliebenen Weltmeistern im Team, wird nach seiner Knieverletzung auf Island eine Arbeitsprobe nachreichen. Ist sie erfolgreich, wird das wohl den Großwallstädter Steffen Weinhold den WM-Startplatz kosten. Denn den rechten Rückraum will Brand nur zweifach besetzen, ebenso die Linksaußenposition. Hier dürfte es, wie schon bei der EM 2010, Dominik Klein vom THW Kiel treffen, was die Zahl der Weltmeister auf neun reduzieren würde.

Klein kommt zwar entgegen, dass Brand neuerdings die Fünf-eins-Deckung einüben lässt und Klein die Rolle des vorgezogenen Störenfrieds auf den schmalen Leib geschneidert ist. Ihn mitzunehmen würde allerdings bedeuten, auf den zweitbesten Torschützen der Bundesliga, Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen, zu verzichten. Und die klassische Sechs-null-Abwehr, das stellte Brand gestern klar, werde "unsere Abwehrformation bleiben". In der hat der Hamburger Torsten Jansen einen Stammplatz.

Den linken Rückraum wird sich Hens wohl mit zwei Spielern teilen müssen. Den Göppinger Lars Kaufmann und Sven-Sören Christophersen von den Füchsen Berlin kann Brand kaum übergehen, zumal Christophersen auch auf der Spielmacherposition einsetzbar ist. Carsten Lichtlein wird als dritter Torhüter in Schweden auf Abruf bereitstehen.