Dem spanischen Sport stehen wieder unruhige Zeiten bevor. Schon bei der Operacion Puerto im Radsport war Eufemiano Fuentes Drahtzieher.

Madrid/Berlin. Schon wieder dieser Eufemiano Fuentes? Offenbar steht der Doping-Arzt erneut im Mittelpunkt eines Doping-Skandals, der dem spanischen Sport einen weiteren Tiefschlag versetzen könnte. Vier Jahre nach der Operacion Puerto im Radsport wurde der Gynäkologe am Donnerstag nach einem Bericht der Tageszeitung El Pais im Rahmen von Razzien in der Leichtathletik-Szene festgenommen. Im Mittelpunkt der Operacion Galgo stand auch die aktuelle Hindernis-Weltmeisterin Marta Dominguez.

Neben Fuentes und Dominguez wurden der Trainer der Leichtathletin, Cesar Perez, ihr Manager Jose Alonso Valero sowie der Trainer Manuel Pascua Piqueras festgenommen und noch am Donnerstag von der Polizei verhört. Die Razzien fanden in Palencia, Madrid und Las Palmas statt. Die Spezialeinheit UCO durchsuchte vom frühen Morgen an Häuser und Wohnungen zahlreicher Athleten, Trainer und Ärzte.

Dominguez ist derzeit Vizepräsidentin des spanischen Leichtathletik-Verbandes. Sie hatte kürzlich verkündet, dass sie schwanger sei und ihre Karriere unterbrechen wolle. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London wollte sie jedoch wieder starten.

In der 35-Jährigen steht binnen weniger Wochen ein zweiter spanischer Sportstar unter Doping-Verdacht. Während der Straßenrad-WM in Australien war Anfang Oktober bekannt geworden, dass Tour-Sieger Alberto Contador während der Frankreich-Rundfahrt positiv auf das auch illegal zur Kälbermast verwendete Mittel Clenbuterol getestet worden war.

Fuentes stand 2006 im Mittelpunkt des größten Radsport-Dopingskandals der Geschichte, in dessen Rahmen auch der einzige deutsche Tour-Sieger Jan Ullrich von seinem damaligen Team T-Mobile suspendiert worden war. Damals waren über 200 Blutbeutel in der Madrider Praxis des Mediziners gefunden worden. Einige Beutel konnten Jan Ullrich per DNA-Abgleich zugeordnet werden, er hat jeglichen Betrug jedoch stets bestritten. Im Zuge der Operacion Puerto waren unter anderem Alejandro Valverde und Ivan Basso gesperrt worden.

In den Unterlagen von Fuentes fand sich in der Akte des damaligen Rennstalls Liberty Seguros das Kürzel AC. Alberto Contador fuhr damals für die inzwischen aufgelöste Mannschaft, stritt aber jegliche Verwicklung in den Skandals stets ab. Monate später war das Kürzel auf geheimnisvolle Weise aus den Akten verschwunden.

In der Rad-Szene gingen bereits seit Monaten Gerüchte um, dass Fuentes auf der Kanaren-Insel Fuerteventura weiterhin illegal tätig ist. In den Verhandlungen im Rahmen der Operacion Puerto hatte der Arzt behauptet, nicht gegen medizinische Grundsätze verstoßen zu haben. Ein Anti-Doping-Gesetz, wie es heute in Spanien in Kraft ist, existierte damals noch nicht.

Die Operacion Galgo ist nach der Operacion Puerto und der Operacion Grial der dritte große Schlag im Anti-Doping-Kampf der Spanier. Bei der Operacion Grial war im November 2009 der Arzt Walter Viru verhaftet worden. Seine und die Aussagen des Gehers Paquillo Fernandez führten nun zur Operacion Galgo.

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Contador rüstet sich mit Staranwalt für Dopingverfahren

Mit großer Zuversicht und der Unterstützung von Staranwalt Rocco Taminelli geht der dreimalige Toursieger Alberto Contador in das bevorstehende Dopingverfahren. „Ich bin froh, dass der Fall nun beim spanischen Verband gelandet ist. Nun können wir endlich einen Schritt nach vorne machen“, sagte Contador, der sich einen prominenten Rechtsbeistand sicherte. Der Schweizer Taminelli, der jüngst schon dem früheren Tour-Bergkönig Franco Pellizotti zu einem Freispruch verhalf, hat sich des Falles angenommen.

Nach dem ersten Studium der Unterlagen komme nur kontaminiertes Fleisch als Grund für die positive Dopingprobe auf Clenbuterol am zweiten Ruhetag der Tour de France in Frage, teilte das Contador-Lager mit. Man hoffe auf ein schnellstmögliches Urteil, damit Contador ohne Hindernisse in die neue Saison gehen könne.

Die Hoffnung auf einen schnellen Freispruch könnte sich aber rasch zerschlagen. Der spanische Radsport-Boss Juan Carlos Castano kündigte an, es könnte bis zu drei Monaten dauern, ehe eine Entscheidung des spanischen Verbandes RFEC gefällt sei. „Alles hängt davon ab, welche Argumente Contador vorbringt und wie die Überprüfung der vorgelegten Beweise durch das Wettkampfkomitee läuft“, sagte Castano der Sporttageszeitung AS.

Wichtig sei, dass Alberto einen fairen Prozess erhalte. „Wir nehmen uns soviel Zeit, wie wir benötigen“, ergänzte Castano. Der Weltverband UCI hatte den Fall des in A- und B-Probe positiven Toursiegers am Montag an den spanischen Verband weitergeleitet. Nach den Anti-Doping-Regeln der UCI müssten die Spanier innerhalb eines Monats eine Entscheidung treffen. Castano behauptet allerdings, nach spanischem Anti-Doping-Recht seien drei Monate die gesetzliche Frist.

Geht es nach Contador, könnte der Prozess nicht schnell genug zu Ende gehen. Inzwischen habe man auch die Rechnung für das ominöse Stück Fleisch erhalten. Contador hatte nach Bekanntwerden der positiven Dopingprobe behauptet, er habe vor dem Ruhetag in Pau ein Stück Rindfleisch, das ein Bekannter aus der spanischen Stadt Irun mitgebracht habe, im Teambus der Astana-Mannschaft gegessen und nicht am Abendessen im Teamhotel teilgenommen.