Als Teamchef führte der Kroate Deutschland dreimal zum Titel. Als Berater will er nun die Serben zum Titel gegen Frankreich führen.

Köln/Belgrad/Frankfurt. Gael Monfils hat im Hexenkessel von Belgrad die Nerven behalten und Frankreich im Davis-Cup-Finale gegen Serbien 1:0 in Führung gebracht. Der Weltranglisten-Zwölfte gewann das Auftaktmatch gegen Janko Tipsarevic vor 16.200 Zuschauern mit 6:1, 7:6 (7:4), 6:0. Frankreichs Spitzenspieler benötigte in einer einseitigen Begegnung nur 2:05 Stunden für den ersten Punkt.

Niki Pilic, als Teamchef mit Deutschland (1988, 1989 und 1993) und seinem Heimatland Kroatien (2005) insgesamt viermal Davis-Cup-Sieger, will die begehrteste Tennistrophäe der Welt am Wochenende erstmals auch nach Serbien holen. Der 71-jährige Pilic ist beim Finale gegen Frankreich in Belgrad Berater der serbischen Mannschaft um Kapitän Bogdan Obranovic und Spitzenspieler Novak Djokovic.

Der Kroate Pilic sieht sehr wohl die politische Brisanz seiner Mission in Serbien, stört sich aber nicht daran. „Ich bin Sportler. Ich kenne keine Grenzen“, sagte Pilic im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Novak Djokovic, der einst als 13-jähriger Junge in Pilics Tennisakademie nach München gekommen und vier Jahre lang dort geblieben war, hatte seinen väterlichen Freund vor einiger Zeit gebeten, das Team zu beraten: „Das war beim Mittagessen. Abends habe ich zugesagt. Hätte ein Offizieller gefragt, hätte ich länger überlegt.“

In Belgrad ist das Davis-Cup-Finale gegen Frankreich seit Wochen das beherrschende Thema. Mehr als 100.000 Tickets hätten die Gastgeber nach Auskunft von Pilic für die dreitägige Veranstaltung verkaufen können, die an diesem Freitag in der 17.000 Zuschauer fassenden Belgrad-Arena beginnt. „Das ist ein ganz wichtiges Spiel für Serbien“, sagt Pilic, der das Team um den Weltranglisten-Dritten Novak Djokovic mit all seiner Erfahrung aus unzähligen Davis-Cup-Krimis erstmals ins Endspiel geführt hat.

Die Erwartungshaltung in Serbien ist gewaltig. „Das ist die größte Herausforderung unseres Lebens“, sagte Djokovic, der direkt vom Saisonfinale in London in die Heimat reiste. „So eine Chance bekommt man vielleicht nur einmal in seinem Leben, deshalb wollen wir sie unbedingt nutzen“, meinte der 23-Jährige, der am Freitag im zweiten Spiel auf Frankreichs Nummer zwei Gilles Simon trifft.

Für das Doppel in der beeindruckenden Arena haben die Gastgeber Weltmeister Nenad Zimonjic und Viktor Troicki nominiert. Das Duo spielt am Sonnabend gegen Arnaud Clement und Michael Llodra. Allerdings haben beide Kapitäne am Sonnabend noch kurzfristig die Chance, Änderungen vorzunehmen. „Davis Cup hat auch viel mit Taktik zu tun“, sagte Trainerfuchs Pilic.

So könnte theoretisch auch Djokovic noch an die Seite von Zimonjic rücken. Der Weltranglisten-Dritte ist im laufenden Wettbewerb im Einzel noch ungeschlagen und die unangefochtene Nummer eins im serbischen Team. Doch neben dem Australian-Open-Sieger von 2008 ist in der Auswahl von Mannschaftskapitän Bogdan Obradovic und des eigentlichen Strippenziehers Pilic auch Tipsarevic (49.) für jeden Punkt gut, wie dieser beim hartumkämpften 3:2 im Halbfinale gegen Tschechien eindrucksvoll bewies. Frankreichs Team-Chef Guy Forget ist daher gewarnt. „Unsere Sorge ist nicht Djokovic, den kennen wir. Wir machen uns Gedanken über die anderen Einzelspieler“, sagte Forget.

Der einstige Weltklasseprofi sieht die Serben deshalb in der Favoritenrolle, auch weil sie in Zimonjic einen Doppel-Weltmeister in ihren Reihen haben. Forget selbst muss dagegen auf seine Nummer 1 Jo-Wilfried Tsonga verzichten, der wegen einer Knieverletzung ausfällt. „Das war die schwerste Entscheidung meiner Karriere“, sagte Tsonga bei seiner Absage. Forget hat das Fehlen seines Stars aber längst abgehakt. „Die anderen Jungs haben auch ohne ihn das Finale erreicht und es deshalb verdient, hier zu spielen“, sagte der Franzose, dessen Team in der ersten Runde Deutschland klar mit 4:1 besiegt hatte.

Vor dem Showdown im Hexenkessel von Belgrad versuchte Forget, die selbstbewussten Gastgeber mit kleinen Psychospielchen zu verunsichern. „Die Serben spielen nicht nur für sich, sondern für ihre Freunde und das ganze Land und wenn es nicht so läuft, werden sie das Gefühl haben, eine ganze Nation im Stich gelassen zu haben“, stichelte der 45-Jährige. Wie es tatsächlich laufen wird, kann Forget allerdings nur erahnen: Noch nie standen sich Serbien und Frankreich im Davis Cup gegenüber.

Die Serben jedenfalls wollen sich die Chance ihres Lebens nicht entgehen lassen. Wie heiß die Spieler auf das erste Finale der serbischen Tennis-Geschichte sind, machte Tipsarevic deutlich. Der 26-Jährige kam frisch aus den Flitterwochen nach Belgrad und hatte nur noch einen Gedanken: den Sieg im wichtigsten Tennis-Mannschaftswettbewerb. „Die Flitterwochen sind vorbei, jetzt zählt nur noch der Davis Cup.“